Künstler der Woche
Interview mit TraumTöne

Hallo Birte, bei Hochzeiten bist du nicht nur Rednerin, sondern auch Sängerin – wie kam es zu dieser Kombination?
Oh, das war eine Entwicklung, die ich so nie hätte voraussehen oder planen können. Ich war seit 2013 mit meiner Schwester im Duo als Sängerin und Pianistin für Hochzeiten unterwegs, und irgendwann durften wir auch mal eine freie Trauung begleiten. Das Konzept hatte uns so gut gefallen: Es war so persönlich, romantisch und lustig, dass wir komplett begeistert waren. Meine Schwester, von Beruf Texterin, hatte damals schon den Wunsch geäußert, auch ihr "Schreiben" mehr einbringen zu wollen. Und ich hatte nicht nur Musik, sondern auch Germanistik studiert, habe schon immer mit Worten und Tönen gleichermaßen jongliert und fand diese Idee ebenfalls toll. So entwickelten wir 2016 unser persönliches Konzept der "freien Trauung mit Rede UND Musik". Nachdem meine Schwester sich dann Ende 2017 entschied, beruflich andere Wege zu gehen, habe ich unter dem Label "TraumTöne" mein Konzept als Rednerin, Sängerin und Pianistin weitergeführt.
Wie schafft man es, in so kurzer Zeit ein fremdes Paar so gut kennenzulernen?
Das ist in der Tat ein ganz wichtiger Aspekt, denn die freie Trauung soll ja wirklich richtig authentisch und persönlich sein, so als wäre man schon seit Jahren mit dem Paar befreundet. Ich schaffe das, indem ich einerseits mit Fragebögen arbeite, die mir beide Partner getrennt beantworten. Ich sage ihnen immer, das sei wie Tagebuch schreiben – zu viel gibt's nicht. Dadurch bekomme ich auf viele Ereignisse zwei detaillierte Erfahrungsberichte, die sich trotzdem voneinander unterscheiden und zusammen ein tolles Ganzes ergeben. Auch auf die emotionalen Fragen können meine Paare oft besser schriftlich als mündlich antworten, weil man dafür erst einmal in sich gehen muss. Dann nehme ich mir noch Zeit für ein ausführliches Traugespräch und erlebe dabei das Paar nicht nur in seiner Dynamik gemeinsam, sondern frage die beiden nochmal richtig Löcher in den Bauch und lasse mir ganz viel erzählen. Und damit das so ein richtig "intimes" Gespräch wird – wie mit besten Freunden oder der eigenen Therapeutin ;-) – muss die Chemie stimmen und das Vertrauen da sein.
Eine Trauung ist ein unglaublich intimer Moment – was sind die Voraussetzungen, damit eine freie Rede gelingt?
Wie ich gerade schon schrieb, ist das A und O, dass mein Paar und ich auf einer Wellenlänge sind. Die beiden müssen absolut das Gefühl haben, dass sie mir vertrauen können, weil sie mir ganz offen von sehr vielen, auch intimen Details ihres Lebens und ihrer Beziehung erzählen werden. Das ist ein Bauchgefühl. Die Chemie zwischen Menschen kann man mit Worten ja nie wirklich erklären, das ist ähnlich wie mit der Liebe ;-) Deshalb mache ich immer kostenfreie Kennenlerngespräche. Da merkt man das zu 100 %, ob wir zueinander passen, und ich gebe sowohl dem Paar als auch mir die Möglichkeit, ehrlich einzuschätzen, ob dieses Bauchgefühl stimmt. Wenn wir alle drei "ja" sagen können, dann weiß ich, das ist der Garant dafür, dass wir eine tolle freie Trauung zusammen kreieren. Das war bei über 120 Trauungen bislang immer der Fall.
Wir werden etwas romantisch – was war die schönste Liebesgeschichte, die du bisher gehört hast?
Da gibt es manchmal echt Geschichten wie aus einem Film. Das Krasseste und Romantischste, was ich bislang gehört habe, war von einem Pärchen, das zum einen schon zusammenkam, als sie 16 und er 18 Jahre alt waren. Sie haben dann nach fast 20 Jahren Beziehung und drei gemeinsamen Kindern geheiratet. Das allein ist ja schon eine tolle Geschichte. Aber dann erzählte mir die Braut die eigentliche unglaubliche Geschichte: Sie sei damals mit 8 Jahren zum Taekwondo-Training gegangen, und dort war so ein süßer Junge. Der war schon 10, also zwei Jahre älter als sie und damit mega-cool ;-) Sie hat ihn heimlich angehimmelt und war ganz verliebt. Zuhause hat sie sogar ein Bild von ihm gemalt – mit Herzchen dazu. Kurze Zeit später war es erst einmal vorbei mit Taekwondo, das Bild wanderte in irgendeine Schublade, und da hätte die Geschichte ihr kurzes Ende gefunden. Doch als sie viele Jahre später mit 16 Jahren ein Sportstudio betrat, um wieder mit Taekwondo zu beginnen, fiel ihr der 18-jährige Trainer ins Auge. Es war der Junge von damals! Der, von dem sie immer noch das Bild irgendwo zu Hause in der Schublade liegen hatte. Diesmal blieb sie bei der Sportart, die beiden lernten sich kennen und verliebten sich endgültig. Der Rest ist Geschichte. Übrigens: Sie hat das Bild noch immer.
Du schreibst und komponierst auf Wunsch auch exklusive Hochzeitslieder. Wie ist deine Herangehensweise?
Das stimmt, ich habe schon Lieder für die Hochzeit und Klavierstücke geschrieben. Allerdings handelte es sich dabei nicht um Auftragsarbeiten für meine Paare, sondern um Songs aus meinem eigenen Erleben: zum 10-jährigen Hochzeitstag für meinen Mann, für meine Schwester zur Hochzeit etc. Diese Lieder sind natürlich auch auf meiner Repertoireliste, und die gibt es so nur bei mir. Ich freue mich sehr, dass schon einige Paare sich genau diese von mir komponierten Songs für ihre Trauung gewünscht haben.
Was liebst du am meisten an deinem Beruf?
Am meisten liebe ich, dass er so vielseitig ist. Ich liebe es, Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Ich liebe es, über die Liebe und Beziehungen zu philosophieren. Und genauso liebe ich es, für Menschen Musik zu machen und sie mit Worten und Tönen zu unterhalten. Auf der Bühne zu stehen und Menschen ein bisschen fröhlicher und glücklicher zu machen, als sie es davor waren – das ist mein Herzensanliegen. All das kann ich als Traurednerin und Hochzeitssängerin tun.
Welche Trauung ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?