Künstler der Woche

Interview mit Phil Young

Künstler der Woche: Phil Young

Balladen über die Liebe und das Leben. Wer zum ersten Mal einen Song von Phil Young hört, mag Vergleiche zu Ed Sheeran oder John Legend ziehen - einfache Instrumentierung, Zeilen voller Emotionalität und eine Melodie, die einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen möchte. Wie stellt dieser junge Mann das an? Der Wahlkölner erzählt uns von seinem Schaffensprozess, den großen und kleinen Bühnen dieser Welt und dem wunderbaren Gefühl Zuhörer mit den eigenen Songs zu berühren.

Hallo Phil. Fangen wir einmal ganz von vorne an – wie kamst du eigentlich zum Songwriting?
Das begann schon recht früh. Ich hab mit neun Jahren das erste Klavier bekommen und habe diverse Songs, die ich damals cool fand, nachgespielt. Dazu zählten Bands wie die Backstreet Boys, aber auch Elton John, die Beatles, Cat Stevens usw. Schnell hab ich dann erkannt, dass es meistens bestimmte Muster gibt, nach denen Songs und Akkordfolgen aufgebaut sind, sodass ich sehr neugierig wurde, ob ich auch selbst einen Song schreiben könne. Ich wollte schon immer lieber auf Englisch als auf Deutsch schreiben und da ich damals, mit neun Jahren, noch keinen Englischunterricht hatte, habe ich bei meinem allerersten Song einfach ganz konsequent jedes Wort vom Deutschen ins Englische übersetzt ohne dabei auch nur eine englische Grammatikregel zu beachten. Wie sich das angehört haben muss, kann man sich ja denken.
Du trittst sowohl auf großen Bühnen, als auch bei kleinen Events auf - was gefällt dir eigentlich besser?
Ich kann ehrlich gesagt gar nicht sagen, was ich lieber mag. Beides hat seine schönen Seiten. Große Bühnen bringen natürlich immer etwas Gigantisches mit sich und man bekommt ein tolles Gefühl dort oben zu stehen und seine eigenen Songs vor einem großem Publikum zu performen. Den Vorteil bei kleineren Konzerten sehe ich darin, dass das Publikum und ich näher beieinander sind und so irgendwie besser kommunizieren können. Dadurch entsteht immer eine gewisse Intimität und man kommt schnell in ein lockeres Gespräch mit den Zuschauern, was ich sehr sympathisch finde.
Hast du ein großes Vorbild?
Ein absolut bemerkenswerter Musiker mit wahnsinnigem Ausdauervermögen ist Elton John. Er macht seit über 50 Jahren Musik, hat diverse Höhen und Tiefen hinter sich, aber ist immer konsequent mit Blick nach vorne dabei. Dennoch würde ich nicht sagen, dass er mein musikalisches Vorbild ist. Eigentlich habe ich musikalisch kein genaues Idol. Ich lasse mich gerne von vielen verschiedenen Musikern und auch Genres inspirieren. Jedoch muss ich immer öfter feststellen, dass die Musiker, deren Musik mich besonders anspricht, oft aus Großbritannien kommen. Dazu zählen Künstler wie James Bay, Rhys Lewis, JP Cooper, Declan J Donovan usw.
Jeder Künstler hat seinen eigenen Schaffensprozess. Manch einer geht zum Beispiel unter die Dusche. Wie und wo entwickelst du deine Songs, wo kommen dir neue Ideen und woher nimmst du deine Inspirationen?
In der Regel entstehen meine Songs direkt im Studio. Wenn mir eine Idee kommt, habe ich gleichzeitig auch eine Vorstellung davon, wie der Song letztendlich klingen soll. Dabei kommen mir meist direkt Instrumente oder bestimmte Sounds in den Kopf, die ich dann, während ich den Song schreibe, im Studio aufnehme. Das Songwriting beginne ich je nach Stimmung mit Gitarre oder am Klavier.
Und wie geht es dann weiter, wenn das Grundgerüst des Songs steht?
Bei mir entsteht immer erst die Musik und danach der Text. Für den Text muss zum einen der Kopf frei und zum anderen die richtige Stimmung vorhanden sein. Wenn ich das Gefühl habe, dass mir zu viele unnötige Gedanken im Kopf herumschwirren, muss ich raus in die Natur. Entweder geht es dann in einen der schönen Kölner Parks oder raus aus der Stadt. Ich bin gern im Grünen, um neue Energie zu tanken. Ich habe das Gefühl, dass sich im Kopf dann ein Knoten löst. Ideen und Gedanken für Songtexte kommen dann wie von allein.
Gibt es einen Auftritt, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Im Grunde hat jeder Gig etwas Besonderes. Ganz wunderbar ist mir ein Wohnzimmerkonzert zur Weihnachtszeit im Kopf geblieben, bei dem ich zum ersten Mal meinen Song “Say Goodbye” gespielt habe. Ich verliere mich bei Balladen oft selbst und schließe die Augen, während ich singe. Ungefähr ab der Hälfte des Songs öffnete ich sie wieder und bemerkte, dass einige der Gäste in Tränen aufgelöst waren. Das ist wohl eines der schönsten Gefühle für einen Musiker: Die Zeilen und die Melodie, die du geschrieben hast, berühren Menschen soweit, dass sie anfangen müssen zu weinen. Ein anderes wahnsinnig schönes Konzert durfte ich dieses Jahr in England an der Küste Cornwall auf einer Hochzeit geben. Ein Auftritt mit einem wunderschönen Ausblick aufs Meer und einem unfassbar dankbarem Publikum.
Welcher Song hat für dich eine besondere Bedeutung?
Ich erinnere mich, wie in meiner Kindheit zu Hause Songs von Elton John, Joe Cocker oder auch den Beatles über die alte Anlage meines Dads liefen. Gerade bei Elton John habe ich bildlich immer das Wohnzimmer meiner Kindheit vor Augen. Auch heute spielt für mich Elton Johns Musik immer noch eine große Rolle. Sie zieht sich quasi wie ein roter Faden durch mein musikalisches Leben, abgesehen von einer jugendlichen Punkrock-Phase, die ich aber keinesfalls bereue. “Your Song” von ihm ist daher ein sehr wichtiger Song für mich geworden, den ich dieses Jahr als mein erstes Cover veröffentlicht habe.
Zum Schluss - kannst du uns eine kleine Kostprobe geben?

5 Fotos

Phil Young
1/5
Phil Young mit GitarrePhil Young am MikrofonPhil Young mit BandPhil Young Profil