Künstler der Woche

Interview mit Maik M. Paulsen

Künstler der Woche Maik M. Paulsen

Vom Jongleur zum Falschspieler - das ist unser heutiger "Künstler der Woche", Maik M. Paulsen. Wieso er sich jetzt an seinem Casino-Tisch am Wohlsten fühlt, erzählt er uns im neuen Interview.

Hallo Herr Paulsen. Zunächst vielleicht die naheliegendste Frage: was ist ein Falschspieler genau?
Ein Falschspieler ist jemand, der ein Spiel so manipuliert, das sich die Gewinnchancen zu seinen Gunsten verbessern.
Genau das ist es, was ich bei meiner Show am Casinotisch auch mache. Allerdings nicht im Verborgenen, um die Mitspieler um Ihr Geld zu betrügen, sondern zur Unterhaltung. Dabei gewinne ich auch nicht die ganze Zeit, das wäre schnell langweilig. Bei mir dürfen sich die Mitspieler sogar wünschen, was passieren soll. Ich spiele übrigens Black-Jack. Das Spiel ist in Deutschland auch unter dem Namen 17 und 4 bekannt. Der große Vorteil beim Black-Jack ist, dass die Regeln sehr einfach sind. Jeder Gast kann sofort mitspielen, auch wenn er bisher keine Casino-Erfahrungen hat. Zwischendurch gibt es noch das Hütchenspiel und andere Zaubertricks.
Was unterscheidet Ihre Falschspieler-Show von einer Zaubershow?

"Ich wollte mich nicht nur "anschauen" lassen - also habe ich mir ein Kartenspiel gekauft und mich mit der Close-up-Zauberei beschäftigt."

Es gibt gewisse Ähnlichkeiten zwischen einer Close-Up-Zaubershow und meiner Falschspieler-Show. Teilweise benutze ich natürlich gleiche Techniken. Die Unterschiede liegen im Detail. Eine Zaubershow ist meistens vom Anfang bis zum Ende durchgeplant. Bei mir handelt es sich um ein reelles Spiel (ohne Geld). Die Mitspieler treffen freie Entscheidungen, die auch ich nicht immer vorhersehen kann. Dadurch entstehen in jeder Spielrunde neue und zum Teil auch für mich überraschende Situationen. Das macht jede Show einzigartig. Das sind genau die Momente, die ich suche und die mich am Ende von „normaler“ Zauberei unterscheiden, wenn jeder Mitspieler und Zuschauer merkt: „ Das passiert genau so nur heute und ist ein einzigartiger Moment.“ Ich vergleiche das gerne mit Jazz-Musik, da weiß man, wenn man ein Lied beginnt, auch nicht genau, wie das Lied endet. Natürlich gibt es einen groben Rahmen, aber der lässt halt sehr viel Spielraum für Interpretationen und Improvisationen. Meine Show geht bis zu drei Stunden. Die Leute kommen und gehen. Es ist also keine frontale Show, wo alle Gäste zuschauen müssen. Ich brauch auch keine Bühne und keine aufwändige Technik. Das perfekte Begleitprogramm also für einen gelungenen Abend.
Sie haben früher als Jongleur gearbeitet - wie kam es dann zu Ihrer Karriere als Falschspieler?
Ich habe die Staatliche Artistenschule in Berlin als Jongleur absolviert. Mit einer „klassischen“ Varieté- und Galadarbietung - 7 Minuten Hochleistungs-Jonglage auf Musik. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir zu wenig ist, mich „anschauen“ zu lassen. Ich wollte den direkten Kontakt und die direkte Kommunikation mit dem Publikum. Also habe ich mir ein Kartenspiel gekauft und angefangen, mich mit der Close-Up-Zauberei zu beschäftigen. Ich habe sehr viel Hütchenspiel mit den Gästen gemacht und gemerkt dass mir die Spielsituation gefällt. Nach und nach hat sich dann die Falschspieler-Show am Casino-Tisch entwickelt.
Auf Ihrer Homepage steht, Sie beantworten die Frage, ob Sie auch in echten Casinos Ihrem Handwerk nachgehen, lediglich mit einem Lächeln. Spielen Sie denn auch einfach aus Spaß im Casino?
Nein! Ich komme von der Bühne und meine große Leidenschaft ist es, Leute (gut) zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Das mache ich mit voller Energie bei meinen Auftritten. Dafür muss ich nicht mein hart erarbeitetes Geld im Casino verlier... ääähhhh... vermehren!
Als Falschspieler und Casino-Fan muss Ihr Mekka Las Vegas sein. Waren Sie schon dort und wie würden Sie dort Betrüger entdecken können?

"In Las Vegas erscheint alles bunt, schrill, billig und trashig. Leider hat mir die Stadt nicht wirklich gefallen."

Ich war mal in Las Vegas auf einem Zauberkongress. Leider hat mir die Stadt nicht wirklich gefallen. Ich bin ein Mensch, der sehr viel Wert auf Ästhetik und Qualität legt. In Las Vegas erscheint alles bunt, schrill, billig und trashig. Ich freue mich immer, wenn ich bei meiner Arbeit tolle, stilvolle und interessante Locations kennenlerne. Las Vegas hat leider nicht dazugehört. Ich habe mir dort sehr viele Show angesehen. Schließlich komme ich ja von der Bühne. Einen richtig guten Betrüger zu entdecken ist ziemlich schwer. Beim echten Falschspiel geht es darum, eine Gewinnchance um ein paar Prozent zu erhöhen. Dass ein Ass erscheint, wenn man es braucht, passiert nur an meinem Casino-Tisch. In einem echten Casino wäre das sehr auffällig.
Haben Sie denn tatsächlich Hausverbot in Casinos?
No comment. ☺
Sie haben ein vielfältiges Publikum. Welcher Auftritt bleibt für Sie einzigartig?
Ich arbeite überwiegend auf Business- Events. Ich habe schon in einem Bus gearbeitet, auf einem Schiff und in einem Zug. Die kleinste Veranstaltung, auf der ich gebucht war, hatte nur vier Gäste. Die größte Veranstaltung hatte 13.000 Gäste. Generell mag ich die kleineren Veranstaltungen mit 50-400 Personen lieber. Man lernt dort sein Publikum viel persönlicher kennen. Das ist genau das, was ich will. Denn nur, wenn ich mein Publikum kennenlerne, kann ich auf jede neu entstehende Situation individuell eingehen. Dadurch entstehen diese einzigartigen Momente, die mich von einer „normalen Zaubershow“ unterscheiden. Es ist schwer für mich, einen Highlight- Auftritt zu benennen, weil durch das Spiel jede Show anders und unvergleichbar ist. Ich versuche, mich an jede Auftrittssituation optimal anzupassen. Das beginnt bei der Auswahl meiner Kleidung oder z.B. der Frage, ob ich zu meinem Publikum „Du“ oder „Sie“ sage. Meistens bin ich 2-3 Stunden vor dem Publikum in der Lokation, um ein Gefühl für den Raum zu entwickeln. Ich versuche mir immer wieder neue Sachen auszudenken. Bei den meisten Auftritten habe ich gebrandete Spiel-Jetons dabei, die ich häufig im Rahmen einer Entree-Situation als Walk Act mit Hilfe des Hütchenspieles als Giveaway unter die Leute bringe.. Bei kleineren Veranstaltungen haben die Gäste auch schon einen ganz persönlichen Jeton mit ihrem Name darauf zur Erinnerung bekommen. Ich versuche immer, die Show an meinem Casino-Tisch innerhalb der Veranstaltung neu zu inszenieren.

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Maik M. Paulsen Falschspieler
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Maik M. Paulsen TischzaubererMaik M. Paulsen