Künstler der Woche

Interview mit Norman Hartnett

Interview mit dem irischen Sänger Norman Hartnett.

Der Sänger und Gitarrist Norman Hartnett bringt irische Lebensfreude nach Deutschland und ist nicht nur deshalb unser "Künstler der Woche". Im Alter von 17 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in einem Pub in Cork und bezaubert seitdem regelmäßig sein Publikum mit irischen Folk-Klassikern wie "Whiskey in the jar" und "Molly Malone". Erfahren Sie im Interview mehr über die irische Kultur und das beeindruckende Leben des sympathischen Musikers!

eventpeppers: Lieber Norman, würden Sie kurz Ihren musikalischen Werdegang beschreiben?
Als ich 5 Jahre alt war, begann ich meine ersten Klavierstunden zu nehmen. Mein Bruder, meine Schwester, meine Nichte und ich hatten alle den gleichen Klavierlehrer. Mit 16 hat mir meine Schwester dann ein paar Akkorde auf der Gitarre gezeigt - ab da hatte ich Feuer gefangen und brachte mir den Rest selbst bei. Dazu habe ich dann auch immer gesungen. Aber ich habe nie Gesangsstunden genommen - das war und ist so typisch in Irland.
eventpeppers: Was ist für Sie persönlich das Besondere an der irischen Kultur und an der irischen Musik?
Irische Kultur und irische Musik sind eng miteinander verbunden. Diese enge Verknüpfung entstand dadurch, dass das irische Volk vor vielen Jahrhunderten unter konstanter Unterdrückung litt - Musik war damals alles was wir hatten, um uns gegenseitig Trost zu spenden. Musik war unser Ventil. Deswegen haben wir heutzutage auch so viele erfolgreiche Künstler, gemessen an der eher kleinen Einwohnerzahl. Es liegt uns sozusagen im Blut. Wir haben Geschichten erzählt, Lieder gesungen und die Geschichten zu Liedern gemacht.
eventpeppers: Gibt es einen Auftritt, an den Sie sich besonders gerne erinnern - und wenn ja, warum?
Ich erinnere mich gerne an meinen ersten Auftritt. Ich war damals 17 Jahre alt und spielte in einem Pub in meinem Heimatdorf Crosshaven in Cork. Ich hatte mir gerade ein Repertoire von etwa 20 Songs angeeignet (von denen ich viele wiederholen musste!) und war sehr nervös. Ich war aber auch sehr stolz, dass ich die Möglichkeit hatte dort aufzutreten, denn viele berühmte Musiker hatten dort schon gespielt. Nachdem ich meinen ersten Song gespielt und gesungen hatte, bekam ich einen gewaltigen Applaus - das werde ich niemals vergessen! Nach dem Auftritt fühlte ich mich so großartig und bekam sehr viele Komplimente - ich schätze, das ist die irische Art jemanden aufzubauen.
eventpeppers: Haben Sie musikalische Vorbilder?

Das Schönste ist für mich, wenn die Leute nach meinen Auftritten nach Hause gehen und noch zu Hause meine Songs im Kopf vor sich hin singen!

Die habe ich tatsächlich - die irischen Singer/Songwriter Paul Brady und Jimmy MacCarthy. Paul ist mein Vorbild, weil er einen wundervollen Gitarrenstil mit drop tunings hat - zum Beispiel DADGAD, was sehr typisch in Irland ist. Jimmy kommt auch aus Cork und schreibt wunderschöne Songtexte und Melodien. Viele davon wurden bereits von anderen Künstlern aufgenommen und berühmt gemacht. Im Moment ist auch die Band "The Divine Comedy" aus Nordlirland sehr einzigartig, weil sie so vielseitig ist. Die Band nimmt Opernmusik, Pop und Jazz und mischt diese zu einem guten Whiskey - also natürlich zu einem irischen Whiskey (lacht). Mein größter Einfluss dürfte in den letzten Jahrzehnten aber Frank Zappa gewesen sein. Ich hatte das Glück ihn sogar zweimal zu treffen. Er hat 1.200 Stücke komponiert - sehr produktiv, diszipliniert und avantgardistisch. Er war ein sehr experimenteller Komponist und ich bin noch immer davon fasziniert, was er alles erreicht hat. Seine "Conceputal Continuity" ist wunderbar - das Konzept bedeutet, Titel fortlauen zu lassen. Diese gehen dabei oft als Medleys ineinander über und fesseln so durchgehend das Publikum. Das wende ich auch gerne bei meinen eigenen Auftritten an.
eventpeppers: Welche Stücke kommen bei Ihrem Publikum besonders gut an? Und welcher Song darf aus Ihrer Sicht bei keinem Auftritt fehlen?
Ich versuche bei meinen Auftritten keine Songs spielen, die von sehr vielen Leuten gespielt werden - auch wenn diese vielleicht sehr beliebt sein mögen. Ich finde, dass diese Songs sehr schnell "ausgebrannt" sind und einfach zu oft gespielt werden. Deswegen spiele ich lieber Songs, die die Leute zwar kennen und schon mal irgendwo gehört haben, bei denen sie sich aber nicht sicher sind, woher sie diese kennen. Wenn ich dann ein paar Auftritte am gleichen Ort hatte, fangen die Zuschauer nach und nach an mitzusingen - die Songs wachsen ihnen an's Herz, das ist ein tolles Gefühl!
"Weather with you" von Crowded House ist zum Beispiel ein tolles Stück, das ich bei allen Auftritten spiele. Der Song ist so melodisch und hat diesen gewissen Groove - das Publikum liebt es einfach, dabei mitzusingen! Ich liebe sowieso alle Songs, bei denen das Publikum mitsingen kann. Ich ändere die Stücke auch immer ein bisschen ab, aber nur ein wenig, so dass das Publikum die Songs immer noch gut erkennt - die Leute lieben das!
eventpeppers: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Das Schönste ist für mich, wenn die Leute nach meinen Auftritten nach Hause gehen und noch zu Hause meine Songs im Kopf vor sich hin singen. Wenn sie nach dem Auftritt auf mich zukommen und mir für den wunderschönen Abend danken. Wenn Menschen zu meinen Auftritten kommen, für die ich zuvor auf deren Hochzeit oder auf einer Party gespielt habe, und wenn sie bei meinen Auftritten alle ein Gemeinschaftsgefühl empfinden. Das ist für mich das tollste Gefühl und eine wunderbare Befriedigung. Es gibt nichts Besseres und tut der Seele gut!

6 Fotos

Der Sänger Norman Hartnett.
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Norman Hartnett live.Norman Hartnett: Irische Musik für jedes Event!Normah Hartnett singt Irish Folk.Norman Hartnett live auf der Bühne.Der irische Sänger Norman Hartnett.