Künstlerin der Woche

Interview mit Jasmin-Isabel Kühne

Künstlerin der Woche: Jasmin-Isabel Kühne

Eigentlich wollte Jasmin-Isabel Herzchirurgin werden. Als sie die Harfe für sich entdeckt, ändert sich ihr Leben schlagartig. Was man wohl am besten mit Liebe auf den ersten Blick beschreiben kann, wird zu einem internationalen Erfolg - mit 15 Jahren steht Jasmin-Isabel als Solistin das erste Mal auf der großen Bühne, gewinnt später zahlreiche nationale und internationale Preise und zählt heute zu den gefragtesten Harfenistinnen des Landes. Welche Momente bei einem so turbulenten Leben in Erinnerung bleiben und wie eine Profi-Harfenistin durch den Alltag kommt, verrät unsere Künstlerin der Woche im Interview.

Hallo Jasmin-Isabel. Die Bühne ist hell erleuchtet, die Stimmung andächtig, das Publikum gespannt. Was spielst du?
Das kommt natürlich auf das jeweilige Konzertprogramm an. Grundsätzlich versuche ich in meinen Solorezitals immer, mein Publikum direkt mit dem ersten Musikstück in die faszinierende Klangwelt der Harfe zu ziehen. Sehr gerne spiele ich daher ein virtuoses Werk zur Eröffnung, zum Beispiel das „Impromptu op. 86“ von Gabriel Fauré. In der Weihnachtszeit auch Händels bekanntes Harfenkonzert in der Solofassung.
Fangen wir einmal ganz von vorne an - wie genau kamst du zur Harfe?
Ich begann sehr früh, im Alter von vier Jahren, mit dem Klavier. Mit acht wollte ich eigentlich Violine lernen, das erlaubten mir jedoch meine Eltern nicht, denn: „Es dauert so lange, bis es gut klingt!“. Im Fernsehen habe ich manchmal Orchesterkonzerte angeschaut und da gab es eben auch die Harfe. Ich war sofort fasziniert von ihrem schönen Klang, dem Aussehen, einfach allem! Ab da wollte ich unbedingt Harfe lernen. Es gab nur leider ein Problem: Zu der Zeit gab es noch keine Möglichkeit, in Wolfsburg, meiner Heimatstadt, Harfe zu lernen. Zwei Jahre lang lag ich meinen Eltern in den Ohren, bis meine Mutter schließlich mit mir in die Musikschule Wolfsburg zum Tag der offenen Tür gefahren ist. Was wir beide nicht wussten: Ab Oktober wurde dort Harfenunterricht gegeben. Ich war an diesem Nachmittag nur in einem einzigen Raum. Zwei Wochen später bekamen wir den Anruf der Harfenlehrerin. Ich wurde ihre erste Schülerin.
Als Harfenistin bis du sowohl im In- als auch im Ausland äußerst gefragt und begeisterst im Solo oder im Orchester das Publikum – welcher Moment war für deine Karriere besonders entscheidend?
Es gab nicht nur den einen Moment, sondern einige ganz besondere Highlights für mich, die mir rückblickend immer noch wie Magie vorkommen. Ein magischer Moment war definitiv das erste Mal in der Elbphilharmonie zu spielen. Diese heilige Konzertbühne zu betreten war ein absoluter Gänsehaut-Moment. Dann gab es da meine Wettbewerbserfolge. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, im Finale eines Wettbewerbs in einem großen Konzertsaal zu spielen und am Ende mit dem ersten Preis ausgezeichnet zu werden. Dann definitiv mein Konzertexamen-Abschluss als Solistin. Ein Ziel, welches ich mir bereits im zarten Alter von 16 Jahren fest vorgenommen hatte, auch wenn ich damals noch absolut keine Ahnung hatte, welche extremen Leistungen man dafür erbringen muss - vielleicht auch besser so. Und last but not least ist aufjedenfall mein allererstes Harfenkonzert mit Orchester zu nennen, welches ich im Alter von 15 Jahren im Theater Wolfsburg als Solistin gab. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich Harfe zum Beruf machen. Mein eigentlicher Berufswunsch war seit Kind auf eigentlich Herzchirurgin.
Wie sieht denn eigentlich der Alltag einer Harfenistin aus?
Vermutlich deutlich anders, als man vermuten mag. Ich sitze nicht den ganzen Tag hinter der Harfe und habe stundenlang Zeit, um in Ruhe neue Stücke zu üben oder mich auf mein nächstes Konzert vorzubereiten. Mein Alltag beginnt sehr früh um sieben Uhr morgens mit Büroarbeit, sprich E-Mails beantworten, Rechnungen schreiben, Website mit neuen Konzertterminen aktualisieren etc. Vormittags übe ich immer, sofern ich nicht eine Probe habe. Mittags verbringe ich meistens am Rhein mit meinem Hund Emma bei einem schönen langen Spaziergang. Nachmittags unterrichte ich entweder online meine Privatschüler oder übe weiter, jogge am Rhein oder mache Akquise. Abends steht dann entweder ein Konzert oder eine weitere Probe an. Einen freien Abend nutze ich entweder für Essensverabredungen mit Freunden oder zur Entspannung in meiner Badewanne - oder beides.
Was würdest du heute machen, wenn du die Harfe nicht für dich entdeckt hättest?
Ich würde im OP stehen und als Herzchirurgin arbeiten, ein Job, den ich immer noch faszinierend finde.
Du standest schon auf zahlreichen Bühnen – gibt es einen Auftritt, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, definitiv mein Debüt in der Elbphilharmonie mit Orchester. Aber auch eine Spanientournee mit dem hr-Sinfonieorchester, bei der wir unter anderem auf Gran Canaria, in Madrid, Barcelona und Valencia gespielt haben. Und einmal habe ich solistisch am Polarkreis in Hammerfest gespielt, das war auch besonders! Zum allerersten Mal überhaupt den „Nussknacker“ von Tschaikowsky zu spielen, und dann direkt als Einspringerin an der Soloharfe in der Osloer Oper, war definitiv einer meiner aufregendsten Momente.
Was begeistert dich am meisten an der Harfe?
Die Klangvielfalt dieses Instrumentes finde ich immer noch wahnsinnig beeindruckend und faszinierend. Es ist einfach unglaublich, was man aus einer Harfe an unterschiedlichsten Klängen herausholen kann. Du kannst nicht nur perlende Klangkaskaden und flirrende, sphärische Klänge produzieren, sondern die Harfe auch wie eine Gitarre, ein Klavier oder ein Schlagzeug klingen lassen. Welches andere Instrument kann das alles sonst?
Wie sieht ein Auftritt bei dir aus?

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