Künstlerin der Woche

Interview mit Alisha Popat

Künstlerin der Woche: Alisha Popat

Als ihr Mann sie für "The Voice of Germany" anmeldet, ist Alisha Popat erstmal schockiert. Sie lebt zu der Zeit erst seit zwei Monaten in Berlin und kann drei Wörter Deutsch. Doch ihre atemberaubende Stimme setzt sich durch und plötzlich steht sie vor der Jury auf der Bühne. Wie Alisha diesen Moment erlebt hat und wie sie ihren musikalischen Weg davor bestritten hatte, erzählt uns die gebürtige Kenianerin im Interview.

Hallo Alisha. Wie geht es dir gerade?
Vor kurzem war ich in meiner Heimat Kenia. Dieser Trip hat mich wirklich regeneriert. Ich war seit über sieben Monaten nicht mehr zuhause und habe meine Familie - und den Sonnenschein ;) - wirklich sehr vermisst. Nach "The Voice of Germany" habe ich mir etwas Zeit genommen, um mich neu zu gruppieren, neue Musik zu produzieren und meiner kreativen Ader freien Lauf zu lassen. Es fühlt sich wirklich gut an, wieder zurück in Berlin zu sein, nun mit reichlich Energie, um neue Musik zu machen.
Dein Verlobter sagte bei "The Voice of Germany" sehr schön, dass Musik für dich das ganze Leben ist - wie kamst du zum Gesang?
Er kennt mich wirklich sehr gut :). Die meisten Künstler werden dir das gleiche erzählen: Musik ist nicht, was du tust, sondern wer du bist. Solange ich mich erinnern kann, habe ich es schon geliebt, zu singen. Meine Eltern sagen, dass ich schon gesummt habe, bevor ich überhaupt mein erstes Wort gesprochen hatte. Mit acht Jahren nahm ich schließlich das alte Gitarrenbuch meiner Mutter und probierte, mir selbst das Spielen beizubringen. Dieses Buch war mein wertvollster Besitz. Ich verbrachte Stunden damit, es durchzuschauen und mit ihm die Gitarre kennenzulernen. Meine Eltern erkannten schnell, wie sehr mich die Musik begeisterte und meldeten mich bei unserem Schulchor und der Schulband an, zudem hatte ich noch ein paar Gesangstunden. Von dort wuchs die Leidenschaft immer weiter. So richtig begonnen hat meine "Karriere" dann an der Universität.
Bevor du mit deinem Partner nach Berlin gezogen bist, habt ihr gemeinsam in Kenia gelebt. Schon hier warst du als Sängerin sehr erfolgreich - wie kam es dazu?
Ich habe Journalismus studiert, weil meine Eltern auf einen Plan B bestanden. Durch mein ganzes Studium hindurch hatte ich kleine Auftritte und habe an einem Dinner-Theater namens "Stardust" gearbeitet. Nach dem Studium ging ich zurück nach Kenia und fand hier eine tolle Gruppe MusikerInnen, mit denen ich eine Band gründete. Mit dieser spielten wir auf kleinen Hochzeiten und Firmenveranstaltungen. Daneben gründete ich einen YouTube-Kanal und begann, anderen größeren YouTubern Nachrichten zu schreiben, mit einem Angebot, welches sie nicht ablehnen konnten. Ich lud sie ein, zu mir nach Kenia zu kommen, eine einmalige Safari zu erleben, mit mir einen Song zu kreieren und etwas positives für eine der vielen Hilfsorganisationen zu machen, mit denen ich zusammenarbeitete. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht einmal bewusst, wo sie übernachten könnten, geschweige denn, wer das bezahlen sollte. Als die erste Person zusagte, suchte ich mir also eine Organisation, die durch die Bekanntheit der YouTuber profitieren würde, um das Projekt zu finanzieren und so ein gemeinnütziges Unternehmen aufzubauen. Zu meiner eigenen Verwunderung klappte dies jedes Mal wunderbar und alle Beteiligten profitierten davon. So kam es dazu, dass ich plötzlich mit bekannten MusikerInnen aus aller Welt zusammenarbeitete. Zusammengefasst: Ich machte mir einen Namen und die Musik folgte.
Was war der Grund für euren Umzug?
Wenn ich ehrlich bin, war ich unglaublich glücklich in Kenia. Mein Mann war gerade in Österreich und besuchte dort seine Eltern, als plötzlich wegen Corona die Grenzen geschlossen wurden. Wir sahen uns sieben Monate nicht. Ein Visum für Europa bekam ich nicht. Die Grenzen zu Kenia waren komplett dicht. Das war eine wirklich schwierige Zeit. Wir gaben unsere gemeinsame Wohnung auf und ich zog zu meinen Eltern zurück. Zwei Monate später bekam er eine tolles Angebot in Berlin und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm diesen Schritt zu wagen. Zu der Zeit war die Welt der Musik recht ruhig und da ich schon immer einmal nach Berlin wollte, entschlossen wir uns, diesen Schritt gemeinsam zu machen. Berlin war und ist die Stadt der Kreativität, der Musik, mit seinen Ecken und Kanten. Ich wusste, dass es zu Beginn hart sein würde, aber mit Veränderungen kommen auch immer neue Möglichkeiten.
Du hast bei "The Voice of Germany" eine fantastische Performance hingelegt - was hat dich zu der Show gebracht?
Vielen Dank! Ich hatte wirklich gehofft, etwas weiter zu kommen - naja, c'est la vie! Die Geschichte hinter dem Auftritt ist tatsächlich sehr lustig und süß. Ich zog November 2020 nach Berlin, während des Lockdowns bei Eiseskälte. Mein Mann und ich suchten Freude in den kleinen Dingen - eines dieser war es jeden Sonntag "The Voice of Germany" zu schauen. Während einer dieser Abende tippte mein Mann die ganze Zeit auf seinem Laptop herum. Als ich ihn fragte, was er denn tue, guckte er mich an und fragte nur: "Vertraust du mir?". Natürlich sagte ich ja und mit einem Lächeln drückte er auf Senden. Als er mir sagte, dass er mich soeben für die Show angemeldet hatte, war ich erstmal ein wenig überfordert. Ich konnte zu der Zeit drei Wörter Deutsch und war seit zwei Monaten in Berlin. Ich dachte natürlich nicht, dass ich es letztendlich in die Show schaffen würde, da es schon schwer ist, überhaupt in die Vorauswahl zu kommen. Als ich dann einen Anruf bekam, dass ich in der nächsten Runde sei, begann ich, Intensiv-Deutschkurse zu besuchen und setzte mir das Ziel, es in die Show zu schaffen. Ich konnte es gar nicht fassen, als ich es immer weiter schaffte. Das war eine wirklich herausfordernde, aber auch super aufregende Zeit für mich.
Was ging dir während und nach deinem Auftritt durch den Kopf?
Ich war, glaube ich, noch nie so nervös in meinem Leben. Ich hatte schon viele Auftritte, aber dieser war mit Abstand der nervenzerreißendste. Ein Grund war, dass ich mir selbst beweisen wollte, dass ich auf diese Bühne mit den ganzen anderen tollen MusikerInnen gehörte. Ich wollte mich selbst stolz machen! Vor allem aber musste ich nach dem Auftritt Fragen auf Deutsch beantworten vor einer Jury aus MusikerInnen, zu denen ich aufguckte, und das ganze auch noch live im Fernsehen! Das ging mir vor dem Auftritt die ganze Zeit durch den Kopf. Als ich dann aber auf der Bühne stand und zu singen begann, war die Anspannung auf einmal wie verflogen.
Du stehst am Anfang einer großen Karriere. Was erwartest du von deinem weiteren Weg und was hast du noch alles geplant?
Was ein schöner Gedanke! Ich freue mich sehr auf die Zukunft. Die Leute können sich darauf gefasst machen, dass ich dieses Jahr Vollgas geben werde. Zusammenarbeiten mit KünstlerInnen, ein eigenes Album und das Ziel, eine Bühne zu finden, die mich will ;). Ich kann es gar nicht abwarten, in die Musikkultur abzutauchen, von anderen MusikerInnen zu lernen und mein Leben in vollen Zügen zu genießen. Ich bin so dankbar für diese tolle Möglichkeit und werde sie nie als gegeben ansehen.

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Alisha Popat Sängerin
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