Künstler der Woche

Interview mit Jens Wienand

Interview mit dem Comedian Jens Wienand.

Vom Außenseiter zur Rampensau – die außergewöhnliche Geschichte von Jens Wienand im Interview mit eventpeppers.

eventpeppers: Lieber Jens, würden Sie uns zum Anfang ein wenig über Ihre Person verraten - gerne von privat bis beruflich?
Hallo! Ich bin Jens Wienand, 36 Jahre und komme aus Mannheim. Ich bin Stand-Up Comedian und Improtheaterspieler, außerdem arbeite ich als Improvisationscoach für die Bereiche Bühne und Business. Privat gibt’s nicht so viel zu berichten – ich bin ja in der glücklichen Verfassung irgendwann alle Hobbies zum Beruf gemacht zu haben – so viele Hobbies blieben also nicht übrig. Ich beschäftige mich viel mit Podcasts und spiele Darts – ich glaube, das kann man noch am ehesten in den privaten Bereich bringen.
eventpeppers: Wann und wie haben Sie Ihr komödiantisches Talent entdeckt? Waren Sie schon in der Schule der klassische "Klassenclown"?

"Neulich habe ich eine Ex-Freundin zur Show eingeladen und dann erst auf dem Heimweg gemerkt, dass ja eine Nummer über sie im Programm steckt. Ups."

Ganz klares: Jein (lacht). Ich habe schon mit 14 mit Freunden kleine Sketche gedreht und auch für die Klassenzeitung satirische Texte geschrieben. Allerdings war ich damit eher Außenseiter als Rampensau. Für den Klassenclown war ich nie laut genug, ich war nur der Typ mit dem Werkzeugkoffer statt Schulranzen – meine Rucksäcke gingen immer kaputt. Das „seltsame Kind“. Es hat auch lange gedauert, bis ich mich selbst ins kalte Wasser geworfen habe und auf die Bühne gegangen bin. Als DJ und Gitarrist hatte ich natürlich schon "Auftritte“ – aber so richtig angekurbelt hat die ganze Comedy-Sache erst meine Berührung mit dem Improtheater vor 10 Jahren.
eventpeppers: Sie machen alles. Wirklich alles? Und was haben Sie noch nicht gemacht, würden Sie aber gerne mal?
Ich bin schon sehr breit aufgestellt – ist ja auch alles organisch gewachsen. Aus den satirischen Texten der Schülerzeitung wurden Bühnentexte, aus dem Schüler für Improtheater ist – vor allem nach meinem Impro Studium in Chicago 2014 – ein Lehrer geworden. Eigenes Stand-Up Solo, Moderator für viele Shows – das ist weit mehr, als ich mir damals bei den gefilmten Witzen je erträumt habe. Ich bin schon aktuell sehr glücklich mit dem, was passiert. Ich würde gerne noch mehr Impro-Shows entwickeln und da eventuell auch was fürs Fernsehen oder ein ordentliches Web-Format machen. Den Menschen zeigen, dass mit Komik mehr geht. Das treibt mich an.
eventpeppers: Was sind für Sie die größten Herausforderungen der Stand-Up Comedy? Und was macht man, wenn ein Gag danebengeht?
Naja, jedes Publikum ist anders. Kein Auftritt ist zweimal gleich: immer andere Orte, andere Altersstruktur. Stand-Up ist Interaktion. Ich erzähle Geschichten aus dem Leben und hoffe, dass man sich selbst wiederfindet oder über die Absurdität meiner Situation mitlachen kann. Herausfordernd ist auch, dass es ganz leicht aussehen muss. Als ob man es zum ersten Mal erzählt – und die Leute trotzdem auf einer Welle aus Energie und Lachen mitnehmen kann. Wenn man mal jemanden verliert, jemand nicht lacht – dann sollte man einfach weitermachen. Und wenn in einer Show von 90 Minuten nur ein Gag in die Hose geht, dann ist das eine Fehlerquote von ca. 1%.
eventpeppers: Sie sind ohnehin der Meister der Improvisation und bieten sogar eigene Workshops dafür an. Kann wirklich jeder mit ein paar Tricks zum Improvisationstalent werden?
Ich habe da bestimmt etwas mehr mitgebracht als andere Anfänger, aber generell würde ich sagen: Ja. Wir improvisieren ja jeden Tag, ohne dass wir es wissen. Wir planen unsere Sätze ja selten und wissen morgens ja noch nicht, wie wir uns abends wieder hinlegen. Ich bin ein Comedy-Nerd und beschäftige mich viel mit Methodik und Analyse. Keiner kann die Fehler beim Improvisieren umgehen – die sind sogar manchmal wichtiger, als alles von Anfang an richtig zu machen. Aber wie bei jeder anderen Kunst gilt: Übung macht den Meister.
eventpeppers: Ihre Programme sind Geschichten, die das Leben schreibt. Haben Ihre Freunde schon Angst, dass Sie beim nächsten Fauxpas das Notizbuch zücken? Und welche Themen verarbeiten Sie besonders gerne zu Bühnenstücken?
Ich frage inzwischen vorher nach. Neulich habe ich eine Ex-Freundin zur Show eingeladen und dann erst auf dem Heimweg gemerkt, dass ja eine Nummer über sie im Programm steckt. Ups. Aber über solche Sachen spreche ich ja auch: Missgeschicke, Missverständnisse. Ich mag es, Dinge im Alltag zu entdecken, die eine ganze Welt aufmachen. Nach dem Motto: "Wenn das wahr ist, was ist sonst noch wahr?" Und da kann alles drin sein – von Werbung für Baumärkte, aus denen anzügliche Anspielungen werden bis eben zu Märchen als Actionfilm.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was war für Sie bislang der größte Erfolg und wo möchten Sie noch hin?
Ich freue mich sehr über meine Freundschaften in der Comedy Szene. Mich nicht mehr als Außenseiter zu fühlen ist ein persönlicher Erfolg. Ich hab früher gestottert – das ist dank Impro und Comedy verschwunden. Ich würde mich freuen, wenn ich einen Teil dazu beitragen kann, Menschen genau solche persönlichen Erfolge zu verschaffen – zum Beispiel durch Workshops. Oder wenn sich Menschen bei einer meiner Shows kennenlernen und dann glücklich werden – das wäre super. Ansonsten reicht es natürlich, wenn jemand einen tollen Abend hatte und wiederkommt. Außerdem habe ich den Traum, dass in ein paar Jahren zumindest eine Show bekannt ist, die Impro so wiederspiegelt, wie ich es in den USA gesehen habe: ehrlich, authentisch und bekloppt witzig.
eventpeppers: Auf Knopfdruck witzig sein - wie einfach oder schwierig ist das wirklich?
Jens Wienand verrät euch, wie schwer es ist, auf Knopfdruck witzig zu sein.

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Jens Wienand Comedian
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Jens Wienand ComedianJens Wienand Comedian auf einer BankJens Wienand Stand Up Comedian