Künstler der Woche

Interview mit Feuerduo Firesail

Interview mit dem Feuerduo Firesail

Katharina und Peter vom "Feuerduo Firesail" fackeln im Interview nicht lange und erzählen aus ihrem feurigen Bühnenleben.

eventpeppers: Liebe Katharina und lieber Peter, zusammen bilden Sie das Feuerduo Firesail. Würden Sie uns zum Anfang etwas über Ihren beruflichen Werdegang verraten? Wie kamen Sie zum Spiel mit dem Feuer?
Katharina: Ich war sofort Feuer und Flamme, als ich mit 13 Jahren das erste Mal eine Feuerkünstlerin gesehen habe. Leider hatte ich überhaupt keine Ahnung, was die da genau macht und wie man da drankommt. Mit 18 Jahren hab ich dann Peter kennengelernt, der damals als Gaukler in einem mittelalterlichen Erlebnis-Restaurant jobbte.
Peter: Da hab ich schon lange ohne Feuer jongliert. Ich habe mit zwölf Jahren einen Betreuer im Ferienlager beim Bälle jonglieren beobachtet und ihn so lange genervt, bis er es mir beigebracht hat. Ein paar Jahre später konnte ich dann schon mit dem Jonglieren Geld verdienen. Anfang 2004 fragte mich dann ein Bekannter, ob ich auf seiner Veranstaltung mit Feuer jonglieren kann.
Katharina (lacht): Und weil er so ‘ne große Klappe hat, hat er direkt ja gesagt - obwohl er noch nie was mit Feuer gemacht hat!
Peter: Ich habe dann von der Veranstalterin meine ersten Feuerpois bekommen und als Katharina die gesehen hat, musste ich ihr sofort auch welche besorgen.
eventpeppers: Wie haben Sie dann letztlich als Duo zusammengefunden?
Peter: Wir waren zu der Zeit auch als Paar zusammen und haben einfach jeden Tag zusammen geübt. Im April 2004 hatten wir dann unseren ersten Auftritt vor dem Spectaculum in Aachen, wo ich gejobbt habe.
Katharina: Schon beim ersten Mal sprach uns jemand aus dem Publikum an: „Hey, könnt ihr nicht auf meiner Hochzeit spielen?“
Peter (grinst): Und weil ich so ‘ne große Klappe hab, hab ich direkt ja gesagt!
Katharina: Das war ein witziger Auftritt. Du hast mich in einem Jutesack reingetragen, aus dem ich dann während der Show als Überraschung rausgekrochen bin.
Peter: Und es hat super geklappt - alleine hätte ich das aber gar nicht geschafft! Genau genommen waren wir am Anfang zu dritt. Der Dritte im Bunde, Christian von Thenen, ist zwar schon lange nicht mehr dabei, aber mittlerweile ein ausgebildeter Feuerwerker mit dem wir regelmäßig zusammenarbeiten.
Katharina: Nach dem ersten Auftritt haben wir direkt eine Webseite gemacht – damals noch unter dem klangvollen Namen „Ignifer Mortis“, und haben angefangen auf Mittelaltermärkten und Festivals zu spielen. Wir haben uns als Paar zwar ziemlich schnell wieder getrennt, aber dafür umso besser als Kollegen zusammengearbeitet.
Peter: Eigentlich war das das Beste überhaupt. Wir machen ja jetzt seit über zwölf Jahren zusammen Feuer, und verstehen uns blind.
Katharina: Was besonders wichtig ist, wenn du mal wieder deine Kontaktlinsen vergessen hast...
Peter: Wir kennen uns eben echt gut und wissen ohne viele Worte, was gerade beim anderen los ist. Wo er steht, was er vorhat oder ob es gerade brenzlig wird.
eventpeppers: Was würden Sie sagen ist Ihre Spezialität bzw. das Alleinstellungsmerkmal von Firesail?
Katharina: Weil wir von Anfang an auf Shows hintrainiert haben, ist unser Stil etwas dynamischer als bei vielen Jongleuren, die eher für sich zu Hause geübt haben. Wir beherrschen natürlich auch sanfte oder elegante Zwischentöne. Und ein bisschen Humor darf auch nicht fehlen.

Unsere Shows sind ein Feuerwerk aus tanzenden, schwirrenden und fliegenden Flammen.

Peter: Insgesamt versuchen wir, nicht dem Klischee der Jahrmarkt-Jongleure zu entsprechen, sondern moderne Shows zu kreieren, die richtig mitreißen und vor allem immer zum Konzept passen. Wir hatten beispielsweise schon eine Bond-Show, bei der wir mit Fliege, Abendkleid und 007-Showeinlagen aufgetreten sind. Oder eine Achtziger-Show, bei der wir zur Titelmelodie von Knight Rider gespielt haben.
eventpeppers: Wie darf man sich eine Show von Ihnen vorstellen? Welche Requisiten kommen dabei zum Einsatz und welche künstlerischen Elemente sind neben der Jonglage enthalten?
Katharina: Unsere Shows sind ein Feuerwerk aus tanzenden, schwirrenden und fliegenden Flammen. Dabei ist jede Menge Körperbeherrschung und Rhythmusgefühl gefragt. Dramaturgisch abgestimmt auf die Musik steigert sich die Show immer mehr: von kleinen Schwingfackeln über wirbelnde Feuerstäbe und elegante Feuerfächer bis hin zu beeindruckenden Feuerpoi-Choreografien und den Riesenflammen unserer Feuerseile. Einer der Höhepunkte ist neben einem einen Meter großen Feuerherz bei Hochzeiten unser brennendes Springseil.
Peter: Die Zuschauer fangen fast jedes Mal an zu johlen, wenn Katharina das Springseil öffnet und es sich wie eine riesige Feuerkugel um sie schließt. Dann haben wir bei größeren Shows natürlich auch noch Pyroeffekte und Bodenfeuerwerk, die für Farben und Funken sorgen.
Katharina: Wir entwickeln unsere Feuershows kontinuierlich weiter, die Musik, die Choreografien, die Kostüme. Auch inhaltlich fließt viel ein: Tanz, Theater, Jonglage, Kampfkunst, Akrobatik, bisweilen sogar Slapstick. Trotzdem versuchen wir die Shows nicht zu überfrachten, sondern vor allem die Leute zu begeistern.
Peter: Schade ist nur, dass man Feuershows so schwer zeigen kann. Das menschliche Auge funktioniert ganz anders als eine Kameralinse, und auf Videos sieht man meistens nur kleine Flammen, während man in Wirklichkeit überall richtige Flammenbilder in den Himmel gezeichnet sieht. Man muss eine Feuershow deswegen einfach live sehen.
eventpeppers: Wie sieht Ihr Alltag fernab der Bühne aus - wie oft müssen Sie trainieren, um in Form zu bleiben? Gibt es auch mal "feuerfreie" Tage?
Peter: Wir sind neben den Feuershows beide noch berufstätig. Ich bin Heilerziehungspfleger und Vorstand in einem Verein für digitale Kultur, Katharina arbeitet als Werbetexterin und schreibt Stand-up-Comedy. Umso wichtiger ist das regelmäßige Training.
Katharina: Da wir mittlerweile in verschiedenen Städten wohnen, können wir nicht mehr täglich zusammen trainieren wie früher. Aber wir treffen uns mindestens einmal im Monat zu einem gemeinsamen Trainingstag, und üben unabhängig voneinander etwa zweimal die Woche. Ich halte mich zusätzlich noch mit Tanzen fit - das ist auch super, um neue Inspirationen für die Shows zu bekommen.
Peter: Feuerfrei sind dabei eigentlich die meisten Tage, da wir in der Regel „trocken“ trainieren, also ohne die Requisiten anzuzünden.
eventpeppers: Sind für Ihren Auftritt bestimmte Voraussetzungen notwendig? Oder gibt es andere wichtige Punkte, auf die die Veranstalter achten sollten?
Katharina: Eigentlich ist eine Feuershow unkomplizierter als man denkt. Wir brauchen für die kleinste unserer Shows einen Stromanschluss für die Anlage, eine ebene Fläche und die Erlaubnis vom Veranstalter. In Innenräumen muss die Decke hoch genug sein.
Peter: Und dunkel sollte es sein.
Katharina: Ja, dunkel wäre gut! In ganz seltenen Fällen ist eine Feuershow nicht möglich, wenn es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, wo offenes Feuer komplett verboten ist. Das ist aber erst einmal vorgekommen.
Peter: Genauso wie Regen. Viele Leute machen sich Sorgen um das Wetter, aber wir mussten in den ganzen zwölf Jahren noch kein einziges Mal eine Show wegen des Wetters ausfallen lassen.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Katharina: Wir probieren unglaublich gerne mit Musik und Ideen herum und freuen uns jedes Mal wie kleine Kinder, wenn wir einen neues Stück oder einen neuen Move entdecken, den wir in eine Choreografie einbauen können. Außerdem sind wir beide „Macher“ und brauchen immer ein Projekt, das wir weiterentwickeln können. Die Feuershows sind super, weil sie uns fit halten und auch geistig immer wieder herausfordern.
Peter: Stimmt. Aber es gibt noch einen Punkt: Wenn wir auf der Bühne stehen und um uns herum alles brennt, existiert nichts anderes mehr. Die ganze Konzentration ist im Moment, der Alltag ist komplett weg und für fast zwanzig Minuten gibt es nur noch Feuer.
Katharina: Schön gesagt!
Katharina und Peter verraten, wie mutig man eigentlich sein muss um sich der Feuerprobe zu stellen.

3 Fotos

Das Feuerduo Firesail live beim Spiel mit den Flammen
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Katharina und Peter bei der "Feuerprobe"Auch Feuerspucken kommt bei Firesail nicht zu kurz