Künstler der Woche

Interview mit Feuerbach Quartett

©Jürgen Klieber Eventfotografie / Lukas Diller

Jamila, Max, Eugen und Lukas - das ist ein junges Streicher-Quartett, das nicht nur Beethoven und Brahms spielt, sondern auch Michael Jackson und Led Zeppelin. Pop und Rock auf Cello und Geige? Wie das funktioniert, verrät uns das Ensemble im heutigen Künstler der Woche-Interview.

Hallo Jamila, Max, Eugen und Lukas. Ihr kommt alle aus verschiedenen Ländern - wie habt ihr euch kennengelernt?
Internationalität ist in der Musikbrache ja schon lange gang und gäbe. Das zeigt sich schon im Studium, wenn in den Musikhochschulen junge Menschen aus aller Welt zusammenkommen. So auch in Nürnberg, wo wir alle - mehr oder weniger - zeitgleich studiert haben und uns so zwangsläufig über den Weg gelaufen sind. Den Beschluss, gemeinsam Quartett zu spielen, haben wir aber spätnachts in einer Bar gefasst. Diese Bar hieß übrigens Feuerbach — daher auch unser Name.
Und davor? Was waren für euch jeweils entscheidende Momente, die euch dahin brachten, wo ihr heute seid?
Das Entscheidenste war vermutlich, dass wir alle schon seit unserer frühen Kindheit jeden Tag viele Stunden unsere Instrumente geübt haben, dass wir gute Lehrer*innen hatten, sowie die Unterstützung unserer Eltern, die uns zum Üben auch mal “überreden” mussten, wenn wir eigentlich lieber fernsehen wollten. Hinzu kamen Schul- und Jugendorchester, Wettbewerbe und Ensembles, in denen wir andere Musiker*innen kennenlernen konnten, die uns motiviert haben, weiter zu machen. Als Feuerbach Quartett beruht unser Erfolg auch auf Beharrlichkeit und Geduld, auf viel Auftrittserfahrung und nicht zuletzt auf unserer engen Freundschaft und der daraus resultierenden Freude am gemeinsamen Musizieren.
Ihr kommt alle aus der Klassik und seid euch wahrscheinlich auch bei euren Orchestererfahrungen treu geblieben - wie kamt ihr zu dem Entschluss, mit dem Feuerbach Quartett auch Pop und Rock zu spielen?
Es ist ja nicht so, dass wir nicht auch davor schon Popmusik gehört hätten: Eugen stand schon immer auf Michael Jackson, Lukas ist großer MUSE-Fan. Jamila liebt Nirvana und Max kann fast jeden Ärzte-Song mitsingen. Beethoven und Punkrock, das schließt sich ja nicht aus. Im Gegenteil! Letztendlich war der entscheidende Moment aber dann das Engagement als Background-Streicher in einer Rock-Cover-Band, welches uns dazu inspiriert hat, unsere eigenen Arrangements zu schreiben. Lukas war es dann, der den ersten Schritt machte und eines Tages das erste mitbrachte. Es ist bis heute ein Klassiker in unseren Konzerten: Skyfall von Adele.
Wofür werdet ihr vor allem gebucht und wo tretet ihr am liebsten auf?
Mittlerweile spielen wir hauptsächlich öffentliche Konzerte in ganz Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Italien... Zwischendurch finden wir immer noch Zeit für Hochzeiten, Firmenfeiern, oder Geburtstage. Wir genießen die Intimität solcher privaten Feiern, als Kontrast zum manchmal etwas anonymen Konzertalltag. Wo wir am liebsten auftreten, ist schwer zu beantworten, aber die Mischung macht’s. Oder anders gesagt: Wir sind noch nie irgendwo NICHT gerne aufgetreten!
Und gibt es einen Auftritt, der euch besonders in Erinnerung geblieben ist?
Premieren haben immer einen besonderen Reiz, wenn alle etwas nervös und aufgeregt sind, weil das Programm zum ersten Mal gespielt wird. Für die Premiere unseres “BOMBAX”-Programms waren wir auf Amrum, mit ein paar Tagen Urlaub davor und danach. Nach dem Konzert noch schnell ins Meer hüpfen? Das war schon etwas Besonderes!
Ihr zeigt, dass Streichinstrumente auch modern genutzt werden können – wird es ein neues Zeitalter der Streicher*innen geben?
Befinden wir uns nicht bereits in diesem Zeitalter? Es gibt gerade viele kreative Streicher*innen auf der ganzen Welt, die versuchen, neue Wege zu gehen und die dafür sorgen, dass klassische Instrumente, und insbesondere Kammermusik, eine Art Verjüngungskur bekommen. Dazu gehört nicht nur, neues Repertoire zu schaffen — sei es durch Arrangements oder durch Neukompositionen — sondern auch, neue Spieltechniken und eine neue Ästhetik zu kultivieren. Dass Lukas Cello auch mal zur Gitarre wird, indem er es quer über sein Knie legt, ist dabei nur der Anfang. Elektrische Instrumente und Effekte kommen bei uns zwar nicht vor, sind aber sicherlich auch Teil dieser Entwicklung. All das bringt aber nichts, wenn die “klassischen” Musiker*innen nicht auch ihre Fähigkeiten dahingehend erweitern. Grooven wie ein E-Bass, Improvisieren wie ein Jazz-Saxophon... all das gehört noch lange nicht zur “Standardausbildung” von klassischen Musiker*innen. Wir arbeiten täglich daran, in diesen Bereichen noch besser zu werden und geben unser Wissen in Workshops, Unterrichtsstunden und Vorlesungen an Jüngere weiter.
Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Wir wollen nie die Freude am Musizieren verlieren, und immer offen für Neues bleiben. Der Job ist hart, man ist wenig zuhause und ständig unterwegs, weshalb sich viele Bands und Ensembles immer wieder neu formieren oder gar auflösen müssen. Uns ist bewusst, dass wir großes Glück haben, seit vielen Jahren erfolgreich zusammenzubleiben. Diese besondere Freundschaft und Harmonie möchten wir weiter pflegen, denn sie bietet die Basis für alles, was wir je erreicht haben und noch erreichen wollen. Für die neue Saison planen wir bereits zwei neue Programme, darunter auch mal wieder eins mit klassischer Musik: Brahms, Britten, Beatles! Die Musik der Vergangenheit ist unerschöpflich und es kommen täglich neue Meisterwerke hinzu. So schnell wird uns nicht langweilig.
Welcher Song darf bei keinem Auftritt fehlen?

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