Künstler der Woche

Interview mit Dr. Johnny Walker

Künstler der Woche: Dr. Johnny Walker

Zwei Comedy-Figuren so verschieden wie lustig - Tim Verbarg und seine Charaktere, Butler Dr. Johnny Walker und Landstreicher Conny Kulant, lassen kein Auge trocken! Was das Schönste an seinem Beruf ist und was seine Charaktere so speziell macht, verrät unser Künstler der Woche im Interview.

Hallo Tim. Wie hast du deine Liebe zur Comedy entdeckt?
Meine Vorliebe für das Theater hatte ich bereits als Kind, dort vornehmlich für das Puppentheater, was ich heute noch liebe. Die Vorliebe für die Comedy hatte ich gefühlt schon immer. Ich halte sie, wie viele andere auch, für die höhere Kunst. Schon als junger Mann, habe ich als Animateur auf der Bühne Sketsche und Karaoke inszeniert, was mir viel Spaß gemacht hat. In einer Theaterwerkstatt Ende der 90'er Jahre entwickelte ich schließlich meine erste komödiantische Figur des englischen Butlers. Der Regisseur der Theaterwerkstatt war Komödiant und so kam es zu dieser Figur, die ich heute noch gerne spiele.
Wann hast du beschlossen, dein Hobby zum Beruf zu machen?
Zu Zeiten der Theaterwerkstatt Ende der 90'er Jahre, begann ich damit - nebenberuflich - auf der Bühne zu stehen. Im Jahre 2004 beschloss ich das Wagnis einzugehen und mich als Künstler selbstständig zu machen. Dies wurde damals in Form einer "Ich-AG"- Gründung unterstützt - wie passend für einen Künstler! Der Gedanke, ich würde es am Ende meines Lebens bereuen, wenn ich es nicht versucht hätte, trieb mich an. Und ohne diesen Drang auf die Bühne ist diese Arbeit auch nicht machbar. Die Rückmeldungen meines Publikums geben mir jedenfalls die Bestätigung, dass es kein Fehler war es zu versuchen.
Was macht deine Charaktere so speziell?
Das Spezielle an meinen Charakteren ist, das sie so speziell sind! Es ist schon ein wenig skurril, einen englischen Comedy-Butler und einen Ostberliner Landstreicher zu spielen. Sehr speziell daran ist, das diese Figuren so weit auseinander liegen, wie sie nur können.

Ein englischer Butler, ein "Pingel", wie er im Buche steht. Mit dem Hang-, oder besser noch dem Zwang zum Perfektionismus. Und dann dieser abgerockte Vagabund, dem alles egal-, im Sinne von gleichwertig ist und der die Gelassenheit des Gescheiterten in sich trägt, wo hingegen der Butler das ständige Scheitern noch lernen muss zu akzeptieren.

Das Scheitern ist jedenfalls bei beiden Figuren das Programm und das mögen die Menschen.

Und wie kommt das beim Publikum an?
Das Publikum weiß meine Improvisationskunst zu schätzen. Sowohl musikalisch, als auch als Figur. Es spürt, dass ich das, was ich tue liebe und dass ich mich in meinen Rollen wohlfühle. Das scheint sich zu übertragen. Ich habe schon so manchen Hochzeitsstress buchstäblich in der Luft zerplatzen lassen, denn "peinlicher" und "mehr daneben" als ich kann sich nun wirklich niemand bewegen. Dabei stelle ich niemals jemand anderen bloß, sondern nur mich und das scheint auch sehr wichtig für viele zu sein. Wer diese gescheiterten Existenzen, die ich spiele, nicht mag, der entlarvt sich selbst als herzlos und wer möchte das schon sein?! Ich bin jedenfalls froh, dass es so oft so gut ankommt, denn auf meine Erfolgsquote kann ich stolz sein. Wenn ich nicht besser wüsste, dass Dankbarkeit die schönere, innere Haltung ist. Also komme ich oft nach einem Auftritt erfüllt und zufrieden nach Hause, in dem Wissen genau das getan zu haben, was ich von Herzen, tun möchte. Ich bin dankbar, dass mein Spiel oft so gut angenommen wird.
Gibt es einen Auftritt, der dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt tatsächlich einen Auftritt, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Ich weiß noch, dass ich entspannt auf dem Sofa lag, als mein Kollege mich anrief und fragte, ob ich ein Spiel übernehmen könnte, weil jemand ausgefallen sei. Als ich es bejahte und fragte, wann das sein solle, sagte er: "Jetzt sofort!"

Ich zog mich also in aller Eile um und stolperte in eine Gesellschaft, die mich schon erwartete - denn ich war natürlich etwas zu spät. Hinzu kam, dass in dem Haus noch eine zweite Feier zeitgleich stattfand. wo ich versehentlich zunächst gelandet war und die schon mächtig stimmungsvoll im Gange war. Die Feier, auf der ich zu spielen hatte, war allerdings das genaue Gegenteil von stimmungsvoll:

Neun Personen saßen schweigend in einem Separee, das mehr an eine Gruft erinnerte. So still war es dort. Ich werde es nie vergessen, wie sehr ich ackerte und schwitzte, um den Laden wenigstens einigermaßen in Schwung zu bekommen. Doch immer wenn ich den Raum verließ, um ein neues Requisit zu holen und wieder hineinkam, umgab mich dieses eisige Schweigen. Nach erfolglos - erfolgreichem, dreistündigem Spiel, hatte ich den Eindruck an jenem Abend so etwas wie mein Gesellenstück, wenn nicht sogar mein Meisterstück abgeliefert zu haben. Jedenfalls hatte ich den Eindruck das Beste aus der Situation gemacht zu haben und war insofern zufrieden. Im Nachhinein würde ich sogar sagen, dass ich diese Prüfung mit Bravour gemeistert habe.

Was ist das Schönste an deinem Beruf?

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Englischer Butler Dr. Johnny Walker
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