Künstler der Woche

Interview mit DJ Michael Silent

DJ Michael Silent am Mischpult

Der Beruf des sogenannten "Disc-Jockeys" - was genau macht man da eigentlich? DJ Michael Silent erzählt uns von seinem Weg zum DJ, der perfekten Playlist und was eigentlich ein Sampler ist.

Hallo Herr Siemons, würden Sie sich zu Anfang kurz vorstellen und uns mehr von Ihnen erzählen?
Hallo zusammen, mein Name ist Michael Siemons und ich bin 28 Jahre alt. Ich arbeite hauptberuflich als Netzwerkspezialist und nebenbei gehe ich dem anfänglichen Hobby des DJs nach. Mittlerweile ist es professionelle Arbeit, Kunst und Talent zugleich. Seitdem ich 15 Jahre alt bin, spiele ich den DJ auf verschiedensten Veranstaltungen. Mein erster großer Auftritt war direkt eine Ballermann-Fete mit über 1000 Gästen.
Nachdem ich nach Monschau in der Eifel umgezogen war, entstand der Kontakt mit meinem dortigen DJ-Team durch die eigens organisierte schulische Abschlussfeier, auf der mich meine gesamte Klasse als DJ haben wollte. Ich durfte dann den Abend "mitspielen". Damals gab es außerdem im Raum Monschau fast jede Woche eine Party, auf der ich dabei sein durfte. Mit der Zeit haben wir im Team angefangen, selbst Partys zu planen und zu veranstalten. Thema war dabei die heute angesagte elektronische Musik, die damals selten gehört wurde. Jedes Jahr habe ich dann auf Abibällen, Geburtstagen und eigenen Partys den DJ gespielt und zwischenzeitlich für Veranstaltungsfirmen als Roadie gearbeitet. Ich durfte unter anderem in der Philharmonie bei Klassikkonzerten aushelfen und technische Punkte mitgestalten.

"Die Musik sollte laut genug sein, dass jeder etwas mitbekommt, aber auch leise genug, dass man sich an gewissen Stellen noch unterhalten kann."

2009 habe ich dann erstmals mit der Band "Roadrunner" als DJ zusammengearbeitet. Durch den Anklang beim Publikum und meiner Flexibilität gab es dann auch öfter die Nachfrage nach Unterstützung. Ein Jahr darauf habe ich mein Unternehmen "Eventservice Siemons" gegründet und vollkommen selbstständig gearbeitet. Dazu habe ich nicht nur den DJ gespielt, sondern auch die Planung und Organisation von Hochzeiten, Betriebsfeiern und Ähnlichem angeboten. Ich habe mich aber letztlich auf Hochzeiten spezialisiert und viel dazulernen können. Ich war bisher auf knapp 300 Hochzeiten. Aktuell besitze ich mein eigenes professionelles Equipment und habe rund 60 - 100 Anfragen pro Jahr für allerlei Veranstaltungen.

In Ihrem Profil schreiben Sie, Sie sind auch als Eventmanager tätig. Welche Veranstaltungen fallen denn unter Ihren Bereich?
Den Part Eventmanager betrifft in erster Linie die zeitliche, technische und organisatorische Planung des Bandprojektes, welches auf Hochzeiten und Betriebsfeiern zum Einsatz kommt. Ich übernehme dabei die gesamten Absprachen mit dem Veranstalter oder Ansprechpartner vor Ort, erstelle einen Zeitplan für die Musiker und organisiere Mahlzeiten, Unterbringung und welche Songs die Band spielen soll.
Sie arbeiten als DJ und sind Mitglied einer Band. Was erfüllt Sie denn am meisten?
Das ist schwer zu beantworten. Beides erfüllt mich in gewisser Weise. Als DJ alleine habe ich allerlei Freiheiten, was die Songauswahl betrifft - gerade bei einem Stimmungsaufbau mit den "richtigen Songs" taue ich dann so richtig auf, wenn das Publikum tanzt, schwitzt und mitsingt. Oft ist es passiert, dass in diesen Momenten die Band wieder aus der Pause kommt und ich einen Brake einlegen darf. Als Mitglied der Band ist es für mich technisch die Herausforderung, den Klang beziehungsweise das perfekte Mischungsverhältnis aus Instrumenten und Gesang hinzubekommen und dabei als DJ der Band (Sampler) nicht das Timing zu verpassen. Andererseits ist es aber auch ein tolles Gefühl, wenn der eine oder andere Song der Band nicht gut ankommt und ich die Stimmung wieder anfeuern kann. Ich würde deshalb sagen, dass beides auf seine eigene Art und Weise sehr viel Spaß macht.

"Man sollte als DJ nicht nur sein eigenes Ding machen, sondern offen für Wünsche sein."

Nun konkret zu Ihrer Arbeit als DJ. Der Name 'Silent' ist ja etwas ironisch. Wie kam es zu diesem Namen?
Nun ja, der ist aus meinem Spitznamen aus der Realschulzeit entstanden. Eigentlich war es "Sylice", aber den Namen gab es schon. Hintergrund ist, dass ich selbst ein zurückhaltender Charakter bin - kein Entertainer also. Ich scheue mich aber trotzdem nicht, das ein oder andere Wort zu sagen oder gar mal ein "Mitternachtsständchen" zu singen.
Wie bereiten Sie sich beispielsweise auf eine Hochzeit vor? Wie wird die Songauswahl getroffen?
Im Dialog mit dem Veranstalter oder dem Brautpaar werden Musikwünsche übermittelt. Dies passiert anhand eines Fragebogens, den ich entworfen habe. Dabei gibt es eine Gewichtung von Musikgenres, die nach Ampelsystem angekreuzt werden können. Zudem gibt es dann noch Platz für explizite Wunschlieder oder beispielsweise den Hochzeitstanzsong. Die technischen Punkte wie z.B. Strom und Platzbedarf werden vertraglich von mir vorgegeben. Gibt es Unstimmigkeiten, müssen Alternativen gefunden werden. Bisher gab es hier aber nie ein Problem. Ich bereite mich meist einen Tag vorher auf eine Hochzeit vor, da es mittlerweile ja schon Routine ist. Songs aus dem Fragebogen werden dann so geplant, dass ein musikalisches Konzept im Kopf entsteht. Alles sollte zueinander passen. Dazu kommen dann Wünsche von Gästen und machen aus der Veranstaltung ein unvergessliches Event.
Gibt es einen Moment aus Ihren zahlreichen Auftritten, den Sie wohl niemals vergessen werden?
Ich würde sagen, dass die letzte Betriebsfeier 2017 - eine Weihnachtsfeier - im Phantasialand einer der unvergesslichsten Auftritte ist. Die Location war einfach "mega", technisch perfekt ausgestattet und die Gäste bis zum Ende fast vollzählig und durchgehend begeistert.
Was wären Ihre wichtigsten Tipps an die Hobby-DJs unter uns?
Mein erster Tipp wäre, dass es für eine erfolgreiche und professionelle Party nicht darauf ankommt, wie viel Technik und wie laut die Technik ist, sondern es kommt eher darauf an, wie die Qualität der eingesetzten Technik ist. Beispielsweise ein farblich abgestimmtes Ambiente, in Szene gesetzte markante Locationobjekte und Ähnliches. Genauso verhält es sich auch mit der Lautstärke der Musik - es sollte laut genug sein, dass jeder etwas mitbekommt, aber auch leise genug, dass man sich an gewissen Stellen noch unterhalten kann. Mein zweiter Tipp für die Hobby-DJs wäre, dass man nicht nur sein eigenes Ding machen soll, sondern offen auf Wünsche der Gäste eingehen sollte. Ich habe schon oft von Gästen gehört: "Bei uns hat der DJ nur seine Playlist runtergespielt..."

4 Fotos

DJ Michael Silent bei der Arbeit als DJ
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DJ Michael Silent mit SängerinAnlage von DJ Michael Silent bei HochzeitDJ Michael Silent an seinem Mischpult