Künstler der Woche

Interview mit Softbarjazz Duo

Interview mit der Jazz- und Dinnerband Softbarjazz Duo

"Kein Bier auf's Klavier!" lautet die oberste Regel des Softbarjazz Duos. Bernd Suchland (Saxophon) und Frizz Feick (Piano) verbindet dabei nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch eine echte Männerfreundschaft. Im Interview sprechen unsere sympathischen "Künstler der Woche" nun über ihr vielfältiges Repertoire, die Kunst der Improvisation und kleine Verwechslungsgefahren aus dem Musiker-Alltag.

eventpeppers: Liebes Softbarjazz Duo, können Sie beide kurz Ihren musikalischen Werdegang beschreiben? Wie haben Sie zueinander gefunden?
Bernd Suchland: Frizz und ich sind in den frühen 80er Jahren zusammen zur Schule gegangen und haben sogar damals schon gemeinsam Musik gemacht. Das ist gut 30 Jahre her. Wir nannten uns "Frizzy-börnds band-Stand", spielten Jazzstandards und traten auf Straßenfesten und in Schulaulen auf. Die Mitschnitte, die es davon sogar noch auf Kassette gibt, sind legendär und wahrscheinlich auf dem Schwarzmarkt heiß begehrt.
Ich bin dann nach der Schule zum Musikstudium nach Berlin gegangen und wollte der größte Jazzsaxophonist aller Zeiten werden. Tja, ehrlich gesagt, übe ich immer noch regelmäßig. Trotzdem möchte ich erwähnen, dass ich tatsächlich hauptberuflich (Vollblut-)Jazzmusiker bin und mit der Band The Toughest Tenors seit 15 Jahren durch Deutschland toure, wenn ich nicht gerade mit SOFTBARJAZZ unterwegs bin.
Frizz Feick: Also, ich bin ja quasi derjenige, der Bernd (ich nenn ihn immer "Börnd") entdeckt hat. Der arme Junge hatte bis dato nur im Keller geübt, sehr zum Leidwesen seiner Nachbarn, wie ich erst kürzlich erfuhr. Tonleitern hoch und runter. Ich hab ihm Platten gegeben und gesagt: "Hör dir das mal an, ich will das mit dir spielen." So gings los, das ist eine Weile her.
Mein Werdegang? Nun, ich bin angekommen. Ich bin im Leben außerhalb von SOFTBARJAZZ Singer und Songwriter von deutschen Texten. Demnächst kommt schon mein viertes Album raus. Besucht mich doch mal auf meiner Homepage.
eventpeppers: Sie nennen Ihr Duo scherzhaft auch "Hauptstadt-Provinz-Kombinat". Was hat es damit auf sich?
Frizz Feick: Wir nennen uns "Hauptstadt-Provinz-Kombinat-Smooth Jazz" um genau zu sein. Ist mir halt irgendwann mal eingefallen. Ich finds immer noch lustig. Die Leute wissen sofort, was sie erwartet.
Bernd Suchland: Nach der Schule verloren Frizz und ich uns über 20 Jahre aus den Augen. Als es dann irgendwann E-Mails gab, fand man sich mehr oder weniger zufällig wieder. Da traf dann die Hauptstadt auf die Provinz und der magische Funke entzündete sich. Seit 8 Jahren spielen wir mit SOFTBARJAZZ nun mehr denn je. Ich glaube, dass wir uns gut ergänzen - die gemeinsamen Wurzeln, unser großer musikalischer Horizont. Und doch macht jeder sein eigenes Ding. Wenn wir uns mal wieder widersprechen, sagen einige „Wie ein altes Ehepaar!“, was uns dann etwas zu denken gibt.
eventpeppers: Sie treten unter anderem bei Hochzeiten, Messeevents und Geburtstagen auf. Wie darf man sich einen typischen Softbarjazz Duo Auftritt vorstellen?

Einmal spielten wir zwischen Küchentür und Klotür. Wurde ein neuer Gang serviert, rannten auf einen Schlag zehn Kellner durch die Schwenktür an uns vorbei.

Frizz Feick: Wir sind grundsätzlich eine halbe Stunde vor dem ersten Ton da. Während Börnd sich ein Glas Wasser geben lässt, um sein heiliges Saxophonblatt darin zu befeuchten, trage ich mein Equipment aus dem Auto und stelle Piano und Verstärker an die gewünschte Stelle.
Bernd Suchland: Wir bauen schnell auf, brauchen nur wenig Platz - quasi nur eine Steckdose.
Frizz Feick: Dann besprechen wir die Details mit dem Veranstalter, den Ablauf etc.
Bernd Suchland: Da wir sehr eingespielt sind - ich spiele die über 100 Stücke auswendig - können wir gleich loslegen. Unsere Musik ist als anspruchsvolle Hintergrundmusik gedacht, also keine Tanzmusik.
Frizz Feick: Wir spielen grundsätzlich "Blue Bossa" als erste Nummer. Das haben wir schon vor 30 Jahren so gemacht. Wir beide schätzen eben Tradition.
eventpeppers: Haben Sie für unsere Leser eventuell eine Anekdote aus Ihrer musikalischen Laufbahn als Duo parat? Irgendetwas, dass Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben ist oder über das Sie noch heute lachen können?
Bernd Suchland: Jede Menge. Einmal spielten wir in einem Hotel und wurden im Restaurant direkt neben die Tische platziert. Obwohl wir schon äußerst leise spielten (und uns kaum selbst hörten), waren wir scheinbar immer noch zu laut und wurden mangels Platz einfach in den Flur geschickt. Dort spielten wir zwischen Küchentür und Klotür weiter. Wurde ein neuer Gang serviert, rannten auf einen Schlag zehn Kellner durch die Schwenktür an uns vorbei. Ebenso zahlreich waren die Toilettenbesucher. Trotzdem bekamen wir viel Lob und viele Gäste erkundigten sich nach dem ein oder anderen Stück.
Ebenso zahlreich sind die Situationen, in denen man während man spielt direkt angesprochen wird oder Leute einem ein Getränk in die Hand drücken. Die merken es leider überhaupt nicht, dass man beim Saxophonspielen weder reden kann, noch die Hände frei hat. Das führt dann manchmal zum Zusammenbruch des ganzen Stückes, was wiederum dem Verursacher peinlich ist. Möglicherweise wird man da einfach mit einem CD-Player verwechselt.
Frizz Feick: Ja, wie Börnd schon erzählt hat. Da kam doch tatsächlich so ein Typ auf uns zu während wir spielten, mit zwei halben Litern Bier in der Hand und war im Begriff, die Gläser auf mein E-Piano zu stellen. Ich habe instinktiv aufgehört zu spielen und den Kerl angeschrien "Kein Bier auf's Klavier!" Ich werde seinen Blick nie vergessen.
Nett war auch die Geschichte, als wir ab 22 Uhr auf einem Geburtstag in der Lüneburger Heide gebucht waren. Börnd hatte das klargemacht. Ich fragte ihn auch noch während der Fahrt, ob die Leute denn wüssten, dass wir keine Tanzkapelle sind. Mein lieber Freund und Kollege reagierte nur mit einem schroffen "Na, klar!" Nach dem dritten Stück kam dann der Jubilar höchstpersönlich mit dem Anliegen, ob wir denn auch Disco Fox könnten. Wir haben das dann geregelt und es wurde wirklich noch ein schöner Abend.
Und dann gab es noch den Mann, ich glaube es war auf der Bückeburger Landpartie, der vier Stunden neben mir stand und meine linke Hand studierte...
eventpeppers: Was unterscheidet Ihre Musik von den vielen anderen Formationen, die Musik für Feiern anbieten?

Ich glaube, dass wir als Duo sehr gut grooven. Meine linke Hand ist mit Bassläufen beschäftigt und gibt Börnd den Puls, den er zur Improvisation braucht.

Frizz Feick: Wir lieben die Songs, die wir spielen. Jeder Akkord ist bei mir ausgecheckt. Börnd nennt mich immer sein "human play along". Ich glaube, dass wir als Duo sehr gut grooven. Meine linke Hand ist mit Bassläufen beschäftigt und gibt Börnd den Puls, den er zur Improvisation braucht. Das Publikum merkt, dass uns unsere Arbeit Spaß macht und das ist immer die halbe Miete.
Bernd Suchland: Ich versuche meine Saxophonsoli immer wieder neu und interessant zu gestalten und quasi eine Geschichte zu erzählen. Der aufmerksame Zuhörer erkennt das und ist unter Umständen berührt, was mich wiederum freut. Wir sind beim Musikmachen also wirklich kreativ. Das ist etwas ganz anderes als mit Midispuren vorgefertigte Musik aus dem Synthesizer zu produzieren, was man heute bei Tanzmusikern und Alleinunterhaltern häufig antrifft.
eventpeppers: Welche Songs kommen bei Ihrem Publikum besonders gut an? Gibt es auch manchmal außergewöhnliche Musikwünsche?
Bernd Suchland: Natürlich die Klassiker wie "Take Five", "Tequila", "The Girl from Ipanema", "Just the Two of us" oder "Over the rainbow". Aber stolz sind wir auf unser Stevie Wonder Medley und auf echte Raritäten, wie zum Beispiel "Gee Baby, ain't I good to you". Auf unserer Homepage gibt es auch eine ganze Repertoire-Liste als PDF-Ansicht.
Wir erfüllen gerne besondere Musikwünsche, sie sollten aber auch für unsere Besetzung realisierbar sein. Ein unbekanntes Stück zu transkribieren und einzuüben macht einige Arbeit, die wir uns auch preislich anrechnen lassen müssen. Von Rock´n´Roll Hits über Hildegard Knef bis zu französischen Chansons war im übrigen alles schon dabei.
Frizz Feick: Börnd hat ja fast schon alles gesagt. Ich persönlich würde aber gern noch mehr Popnummern ins Programm nehmen, wie beispielsweise von Sting, Sade oder Norah Jones.
Bernd Suchland: Norah Jones haben wir im Programm...
Frizz Feick: Spielen wir aber nie. Ich bin halt der Popmusikabhängige von uns beiden. Wir beenden das letzte Set grundsätzlich mit "What a wonderful world" und bei dem Song hört selbst das lauteste Publikum dann ergriffen zu.
eventpeppers: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Bernd Suchland: Viel spielen, wir freuen uns über jede Anfrage.
Frizz Feick: Das was Börnd sagt.

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