Künstler der Woche

Interview mit Prima-Streichquartett

Interview mit dem Prima-Streichquartett aus Hamburg.

Warum Rapsongs für sie bei weitem kein Tabu sind, wie schön es ist, jede Woche zu "heiraten" und was an ihnen so prima ist - das alles verraten unsere "Künstler der Woche" im Interview.

eventpeppers: Liebes Prima-Streichquartett, würdet ihr euer Projekt zu Anfang kurz vorstellen - wer ist daran beteiligt und wie ist es entstanden?
Emmanuel: Zunächst einmal möchten wir uns bei euch bedanken, dass ihr uns als "Künstler der Woche" bei eventpeppers präsentieren möchtet. Zu unserem Projekt gehören insgesamt vier Musiker, zwei Geigen, eine Bratsche und ein Cello. Zusammen bilden wir ein klassisches Streichquartett. Während des Studiums haben wir uns vor zehn Jahren kennengelernt und dann festgestellt, dass wir alle gerne über den "musikalischen Tellerrand" schauen. Das hieß und heißt für uns, dass wir nicht nur klassische Musik spielen wollen, sondern auch andere Musikrichtungen, wie Filmmusik, Jazz oder Popsongs.
eventpeppers: Seid ihr alle Naturtalente am Bogen oder hattet ihr - und eure Eltern und Nachbarn - manchmal hart zu kämpfen? Habt ihr Tipps für Anfänger, wie es gelingt ein Streichinstrument zu meistern?

Musik ist eine Sprache, die alle Menschen verstehen und die alle Menschen erreicht.

Robert: Wir haben alle ja schon sehr früh mit dem Musizieren angefangen. Wie schon Tschaikowsky sagte, setzt sich der Erfolg meistens aus 10 Prozent Talent und aus 90 Prozent Fleiß zusammen. Aber auch der Fleiß alleine reicht nicht, wenn die Leidenschaft für die Musik fehlt. Ich glaube, dass das ein Teil unseres Erfolges ist, denn das überträgt sich auch auf unsere Zuhörer.
Emmanuel: Besonders am Anfang ist es nicht so leicht, ein Streichinstrument zu lernen. Auf dem Klavier kann jeder nach einer halben Stunde "Alle meine Entchen" spielen. Bis man auf der Geige soweit ist, dauert es oft ein ganzes Jahr. Anfängern empfehle ich immer, sich von der Anfangsphase nicht entmutigen zu lassen. Es dauert einfach etwas länger, bis alles so klingt, wie man es von einer Aufnahme kennt.
eventpeppers: Was macht das Prima-Streichquartett so prima?
Robert: Diese Frage bekommen wir oft gestellt, deshalb möchte ich dazu kurz etwas ausholen, um die Idee zu beschreiben, die hinter unserem Namen steht. Als wir das Quartett gegründet haben, stellte sich die Frage, wie wir unser Quartett nennen sollen. Ich glaube, dass wir dabei etwas zu weit gedacht haben, denn in der Musik bedeutet der Begriff "Prime" der geringste Abstand zwischen zwei Noten. Auf Italienisch heißt das "prima", und für uns klingt der Name auch heute noch absolut passend. In klassischen Konzerten gibt es oft einen großen Abstand zwischen den Künstlern und dem Publikum. Aber da wir ja nicht "auf Abstand gehen" wollen, sondern die Menschen direkt erreichen möchten, dachten wir uns, dass durch diesen Namen eine Brücke zu unserem Publikum gebaut wird. Ob wir auch wirklich "prima" sind - das sollen unsere Zuhörer entscheiden (lacht).
eventpeppers: Neben klassischen Stücken habt ihr auch eine Vielzahl an Rock- und Popstücken im Repertoire - wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Mix?
Robert: Oft schwebt über klassischen Musikern der Mythos, dass sie auch privat nur klassische Musik hören. Das trifft auf uns gar nicht zu. Ich war beispielsweise dieses Jahr bei einem Konzert von Bruno Mars und habe Karten für das Konzert von Coldplay im Juli in Hamburg. Und jedes Mal, wenn sich dann ein Brautpaar bei einer Hochzeit "Viva la vida" zum Auszug wünscht, freue ich mich ganz besonders auf diesen Moment.
Emmanuel: Oft hat klassische Musik den Status, nur etwas für einen ausgewählten Teil der Gesellschaft zu sein. Aber ich sah und sehe das auch heute noch vollkommen anders. Musik ist eine Sprache, die alle Menschen verstehen und die alle Menschen erreicht. Warum also nicht mit einem klassischen Streichquartett aktuelle Popsongs spielen?
eventpeppers: Wer ist das Mastermind hinter euren tollen Arrangements? Und was war das bisher ungewöhnlichste Stück, das ihr arrangiert habt?
Teruko: Noten von klassischen Stücken von Mozart oder Beethoven kann man ja überall kaufen, aber Arrangements von aktuellen Popsongs gibt es meistens nicht "aus dem Katalog". Viele Arrangements haben wir selber arrangiert oder arbeiten mit mehreren Arrangeuren aus der ganzen Welt zusammen. Wir haben da viel ausprobiert, um die Arrangements zu finden, von denen wir denken, dass sie in dieser Coverversion am besten klingen. Dahinter steckt sehr viel Arbeit, denn es soll ja nicht nur die Melodie zu hören sein. Das ungewöhnlichste Arrangement war bisher ein Rapsong von Nicki Minaj. Am Anfang war ich schon skeptisch, ob das als Streichquartett geht, aber das Ergebnis hat uns alle begeistert!
eventpeppers: Was hat eurer Meinung nach ein Streichquartett einer "handelsüblichen" Band voraus? Fallen Streichinstrumente schon grundsätzlich ganz anders auf?
Robert: Mit einem Streichquartett hat man eine viel größere Bandbreite an Musik, die man spielen kann. Zuerst denkt man dabei ausschließlich an klassische Musik, aber wir haben ja auch Filmmusik, Jazz, Popsongs und vieles mehr im Repertoire. Wir können somit einen Mix anbieten, bei dem wir quasi für jeden das passende Stück spielen können. Außerdem ist der "Wow"-Faktor bei einem Streichquartett in der Regel größer, da bei einer Hochzeit jeder zuerst an eine Band für den Abend denkt. Wenn man dann noch ein eigenes kleines Orchester dabei hat, ist das etwas, dass noch nicht viele Gäste erlebt haben.
eventpeppers: Untermalt ihr auch komplette Events und Hochzeiten von der Trauung bis zum Tanz, oder ist euer Auftritt eher als punktuelles Highlight angesiedelt?

Das ungewöhnlichste Arrangement war bisher ein Rapsong von Nicki Minaj.

Sebella: Das ist immer ganz unterschiedlich, wobei wir meistens als musikalische Umrahmung für die Trauung oder als stilvolle Hintergrundmusik bei einem Essen gebucht werden. Manchmal bekommen wir Anfragen mit sehr konkreten Vorstellungen von Kunden oder Brautpaaren, die auch schon genau wissen, welchen Song sie wann hören möchten. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass wir eine Nachricht bekommen, dass uns ein Brautpaar gerne bei der Hochzeit dabei haben möchte, aber noch gar nicht genau weiß, was überhaupt mit einem Streichquartett möglich ist. Grundsätzlich kann man uns natürlich auch für komplette Events oder eine Hochzeit von der Trauung bis zum Hochzeitstanz buchen. Das einzige, was wir leider nicht machen können, ist reine Tanzmusik - wenn es dann abends etwas wilder wird. Oft ist dann der Hochzeitstanz am Abend unser letztes Stück, bevor der DJ oder die Band übernehmen.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Lange Arbeitszeiten, ständig auf Achse - in welchen Momenten zahlen sich für euch die anstrengenden Seiten des Musikerlebens vollkommen aus?
Teruko: Es klingt vielleicht kitschig: Auch wir bekommen jedes Mal eine Gänsehaut, wenn wir das erste Lied spielen und alle Gäste die Braut in ihrem Brautkleid sehen. Natürlich gibt es auch einige Hits wie der Kanon von Pachelbel oder "All of me" von John Legend, bei denen immer wieder ein Taschentuch aus der Tasche geholt wird. In diesen Moment bin ich immer wieder dankbar, Musik machen zu dürfen - denn jeder noch so lange Weg zu einer Trauung ist vergessen, wenn wir die vielen glücklichen und strahlenden Gesichter sehen. Die meisten Menschen erleben so einen wunderschönen Moment, wie bei einer Hochzeit, nur einmal - wir "heiraten" jede Woche (lacht). Kann es etwas Schöneres geben?

5 Fotos

Sebel Viljoen spielt Violoncello.
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Robert Mende übernimmt im Prima-Streichquartett die Viola.Das Prima-Streichquartett in voller Formation.Emmanuel Goldstein spielt im Hamburger Streichquartett die Violine.Teruko Habu an der Violine.