Künstler der Woche

Interview mit Nina's Rusty Horns

Künstler der Woche: Nina's Rusty Horns

Im Rhythmus des New Orleans-Jazz - Mit ihrer Musik entstauben Nina's Rusty Horns blechern und laut das Repertoire von Jazz-Clubs Anfang des 20. Jahrhunderts. Voller Liebe für den schroffen Sound kreiert und recycelt die Band dabei tanzbare Hits, die zeigen, dass der "old fashioned" Sound auch heute noch funktioniert. Frontfrau Nina gewährt uns Einblick in die Welt und den Sound des New Orleans-Jazz, verrät, welche Songs aus dieser Zeit jeder einmal gehört haben sollte und warum Jazz und Swing auch noch im Jetzt und Morgen funktionieren.

Hallo Nina. Wie geht es euch?
Ausgezeichnet, danke. Wir sind mittendrin unser zweites Album zu veröffentlichen. Ich bin gerade in Rücksprache mit dem Grafiker und es sieht so aus, als würde alles noch pünktlich zu Weihnachten fertig werden. Es sind fast nur eigene Songs auf dem Album und es ist auch unsere erste Vinyl-Veröffentlichung. Darauf freue ich mich besonders!
Gleich zu Beginn: Wie kam es zur Gründung eurer Band?
Ich bin im Netz auf Videos von Straßenbands in New Orleans gestoßen und war auf eine geheimnisvolle Art auf einmal ganz aufgeregt, weil ich wusste: Das hat etwas mit mir zu tun! Das ist die Musik, die ich machen möchte, in die Richtung soll die Band gehen, die ich gründen möchte. Dann kam eins zum anderen: Ich habe mit ein paar Kollegen der Kölner Musikhochschule erstmal in kleinerer Besetzung angefangen. Im Laufe der Zeit hat sich die Besetzung dann ein paarmal geändert und die Band wurde immer größer...
Euer Name ist Programm: Ihr spielt vor allem New-Orleans-Jazz - warum ausgerechnet dieses Genre?
Mich berührt die Einfachheit der Musik, der Melodien und ich liebe die Direktheit der Texte. Einfachheit im Sinne von: Da ist zuerst einmal ein Blues oder Blues-Verwandter Song mit einer wunderschönen, unprätentiösen Melodie, die rüberkommt, als würde einfach jemand zu jemand anderem sprechen. Die Kollektiv-Soli haben etwas Anarchisches, die Songs sind unterhaltend und tanzbar und haben ein gewisses Selbstbewusstsein. Außerdem sind sie oft komisch: Voll Pathos, anklagend aber mit einem ironischen Augenzwinkern. Und die ProtagonistInnen sind oft Frauen.
Welchen Song aus dieser Zeit sollte jeder einmal gehört haben?
Da gibt es eine Millionen verschiedene. Welche, die auch in unserem Repertoire sind: "Me And My Chauffeur Blues" von Memphis Minnie, "Delta Bound" von The Harlem Hamfats, "Got A Mind To Ramble" von Merline Johnson... Aber Jelly Roll Morton kann man auch mal wegsuchten, zum Beispiel die Piano-Aufnahmen, "The Crave"!
Eure Musik ist blechern, laut und voller Energie – wie gelingt euch der „old fashioned“ Sound?
Ein schönes Kompliment. Viel vom schepprigen Sound macht zum Beispiel die Rhythmusgruppe, das Banjo, das Washboard. Wenn man ein ausgedientes Haushaltsgerät benutzt, mischt sich natürlich ein gewisser Grad an Schrott in die Musik. Aber auch die genügsame Tuba bringt einen breiten Sound. Die Bläser können alle auch ganz, ganz leise spielen, aber wenn alle gleichzeitig im Kollektiv improvisieren, steigt der Pegel und ich muss da ja auch noch drüber kommen. Vielleicht kann man sich es so ganz gut vorstellen.
Ihr macht auch eigene Stücke – welchen Klang verfolgt ihr hier?
Wir lassen uns ganz klar von den alten Songs und Vorbildern inspirieren. Aber natürlich leben wir im Jetzt und haben auch noch ganz viel andere Musik gehört, die uns beeinflusst, ob wir wollen oder nicht. Wir probieren immer wieder Neues aus in den Arrangements und ich habe auch ein paar deutsche Texte, eigene und nicht eigene Songs in unser Repertoire genommen, weil die Texte in meinem Kopf nicht einen so großen Umweg nehmen müssen wie die Englischen und so authentischer herauskommen können.
Wie kommt eure Musik an? Ist mit einem Revival von Jazz und Swing zu rechnen?
Das Revival ist schon lange da. Beziehungsweise, wann ist der Jazz und der Swing denn mal weg gewesen? Die Swing-Tänzer-Szene hat zum Beispiel ihr Revival schon seit 40 Jahren. Jazz an sich ist ja ohnehin immer da. Und der Traditional Jazz, wie wir ihn spielen, hat ein interessiertes Publikum auf der ganzen Welt. Möglicherweise ist er auf Anhieb ein bisschen zugänglicher, weil es immer Unterhaltungsmusik war. Wir haben oft ein "familiäres" Publikum, von tanzenden kleinen Kindern, über Swing-TänzerInnen bis zu gesetzten Damen und Herren, die bei einem Bier begeistert mit dem Fuß wippen. Die Zielgruppe ist erstaunlich weit.
Zum Schluss: Welcher Song darf bei keinem Auftritt fehlen?

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