Künstler der Woche

Interview mit Manteca

Interview mit der Latin- und Jazzband Manteca

Bei Manteca läuft es wie geschmiert - und das wortwörtlich, denn der spanische Bandname bedeutet übersetzt "Butter". Mit butterweichen Latin- und Jazz-Klängen und brasilianischer Musik verzaubern unsere "Künstler der Woche" in der heutigen Besetzung bereits seit 2006 ihre Zuhörer. Im Interview spricht Frontfrau Felicia nun darüber, wie sie sich tagtäglich zwischen "ihren Männern" behauptet, warum hinter brasilianischer Musik so viel mehr steckt als nur Copacabana und Samba Girls und verrät außerdem, ob auch sie schon das WM-Fieber gepackt hat.

eventpeppers: Liebe Felicia, Ihre Band Manteca besteht aus Ihnen, Jürgen Peiffer, Berthold Matschat und Fritz Roppel. Wann und wie haben Sie als Band zusammengefunden?
Ursprünglich gab es Manteca ohne mich – als Quartett mit Piano, Bass, Schlagzeug und dem Saxophonisten Gabriel Perez. Jürgen Peiffer hatte die Band im Jahr 2004 gegründet. Nachdem Jürgen und ich uns bei einem anderen Gig auf der Insel Rügen im Jahr 2006 kennengelernt hatten, beschlossen wir ein gemeinsames Bandprojekt auf die Beine zu stellen. Das war dann Manteca – ohne Saxophon, aber mit Gesang. Nichtsdestotrotz buchen wir Gabriel gerne als Saxophonisten bei Special-Events dazu.
eventpeppers: Wie kamen Sie auf den Namen "Manteca"? Was bedeutet dieser?
Manteca ist Spanisch und bedeutet „Butter“. Wir fanden den Namen klangvoll, witzig und originell zugleich. Er beschreibt ferner auch die butterweichen Klänge unserer Musik und des Gesangs. Manteca ist übrigens auch der Name eines berühmten Titels von Dizzy Gillespie – ein instrumentales Power-Stück, welches auch Teil unseres Repertoires ist.
eventpeppers: Wie ist das so, als Frontfrau von drei Männern?

Ich denke schon, dass Brasilien und auch die brasilianische Musik in diesem Jahr eine Art Boom erleben. Manteca wurde und wird gezielt für Events mit brasilianischer Musik angefragt und wir freuen uns sehr, dass die brasilianische Musik mehr ins Bewusstsein der Menschen hier in Deutschland kommt.

Als Sängerin ist es nicht ungewöhnlich nur mit Männern zusammenzuarbeiten. Das Schöne: Man ist immer im Mittelpunkt und wird hofiert. Der Nachteil: Man muss hart arbeiten, um das Image der typisch naiven Sängerinnen-Diva zu kontakarieren. Viele Sängerinnen werden von den Musikern leider nicht ernst genommen - es sei denn, sie schmeißen den Laden, das heißt sie geben klare Anweisungen und stehen voll hinter dem, was sie gesanglich tun. Das musste ich erst mühevoll als Lead-Sängerin lernen. Schön ist immer, wenn die „Jungs“, wie ich meine Musiker liebevoll nenne, verblüfft sind, wenn ich über meine Grenzen hinaus gehe und während des Gigs zu Hochtouren auflaufe, gerne auch mal die Form eines Titels über den Haufen werfe. Ich blicke dann in verwunderte Musiker-Gesichter, die mir zu sagen scheinen: Wie, das kann die auch? Oder: Was hat sie denn jetzt vor?
Witzigster Running-Gag ist auch mein Kommentar zu Jürgen - unserem Schlagzeuger, Bandleader und meinem Ehemann -, der bei einem unserer ersten Konzerte, bei einem privaten Event in Köln, das Set-Up koordiniert hatte. Als Sängerin kam ich da wie üblich später als die Musiker am Auftrittsort an, sah den Aufbau und war nicht zufrieden mit der Positionierung des Pianos, was ich unverblümt mit den Worten: „Welcher Idiot hat das Klavier dahingestellt?“ kommentierte. Woraufhin mein Mann trocken antwortete: „Ich.“ Solche Situationen passieren mir aufgrund meiner spontanen Art (leider) öfter, sorgen aber auch für immer gute Stimmung bei Manteca.
eventpeppers: In welchen Besetzungen kann man Manteca buchen? Und wie würden Sie Ihr musikalisches Repertoire beschreiben?
Manteca ist ein Quartett, das heißt klassisches Jazz-Trio plus Sängerin. Das ist auch die Besetzung, in der die meisten Veranstalter uns buchen. Für kleinere Events, zum Beispiel auch Hochzeiten, Empfänge oder Ähnliches, wird auch manchmal eine Trio-Besetzung angefragt und gebucht. Wir spielen dann mit Percussion, Piano und Gesang - eine Besetzung, die ich persönlich auch sehr mag, da sie dezent, aber trotzdem präsent ist und dem lateinamerikanischen Charakter unserer Musik gerecht wird. Gelegentlich trete ich auch mit unserem Pianisten im Duo auf, bei Hauskonzerten oder Trauungszeremonien.
eventpeppers: Was ist für Sie das Besondere an lateinamerikanischer und brasilianischer Musik?
Die brasilianische Musik ist einzigartig, ganz besonders reich und klangvoll. Sie hat so viele Facetten, wie das Land und die Menschen in Brasilien und vereinigt Einflüsse aus den großen Musikgenres, wie den amerikanischen Jazz, europäische und afrikanische Folklore. Typische Rhythmen wie die Samba, Bossa Nova, Frevo und Patido Alto gehören hierzu. Die brasilianische Musik ist zudem nicht statisch, sondern sehr wandelbar. Es gibt keine Regeln, wie etwas zu sein hat. Natürlich sind da die großen Traditionen der Samba Batucada und des Bossa Nova. Es fließen ständig neue Elemente in die Musik mit ein. So entstand auch die Musica Popular Brasiliera, die sog. Brasilianische Popularmusik, die – im Gegensatz zur europäischen Pop-Musik, die traditionellen brasilianischen Einflüsse und die des Jazz mit moderner Musik mischt und einem breiten Publikum zugänglich macht. Die brasilianische Musik ist für die Menschen bestimmt, sie will keine abgehobenen Jazz-Sphären schaffen, die im Sinne einer L’Art pour L’Art – Strömung eine Kunst für ein elitäres intellektuelles Publikum schafft. Die brasilianische Musik hat eine Seele. Die Seele eines Kontinents, der mit Menschen aus aller Welt bevölkert wurde, die durch die Musik vereint werden zu dem, was sie sind: Ein stolzes Volk mit einer langen musikalischen Tradition.
eventpeppers: Werden die Menschen in Deutschland so kurz vor der WM vermehrt auf brasilianische Musik aufmerksam? Was ist bei Ihnen in der kommenden Zeit so geboten? Und fiebern Sie auch selbst bei der WM mit oder lässt Sie Fußball eher kalt?
Ich denke schon, dass Brasilien und auch die brasilianische Musik in diesem Jahr eine Art Boom erleben. Manteca wurde und wird gezielt für Events mit brasilianischer Musik angefragt und wir freuen uns sehr, dass die brasilianische Musik mehr ins Bewusstsein der Menschen hier in Deutschland kommt. Allerdings assoziieren leider immer noch viele Menschen Brasilien mit den typischen Clichés: Copacabana, Party, Samba-Girls etc. und können sich unter brasilianischer Jazz-Musik oder Musica Popular Brasiliera nicht viel vorstellen. Das macht es nicht immer leicht, unsere Musik an ein wirklich breites Publikum in Deutschland zu bringen. Die Veranstalter, die uns buchen, sind meistens selber Fans brasilianischer Musik oder haben Vorkenntnisse und bestimmte Vorstellungen. Viele Manteca-Fans sind übrigens Frauen - und für die ist Fußball ja nicht unbedingt ein Grund, brasilianische Musik zu hören. Für mich übrigens auch nicht, mich lässt Fußball völlig kalt - was nicht sehr brasilianisch ist, aber ich bin ja auch keine gebürtige Brasilianerin.
eventpeppers: Welche Stücke kommen bei Ihrem Publikum immer besonders gut an? Und welcher Song darf aus Ihrer Sicht bei keinem Auftritt fehlen und warum?

Die brasilianische Musik hat eine Seele. Die Seele eines Kontinents, der mit Menschen aus aller Welt bevölkert wurde, die durch die Musik vereint werden zu dem, was sie sind: Ein stolzes Volk mit einer langen musikalischen Tradition.

Absolutes Highlight bei Manteca-Konzerten ist sicher der Titel "Mas que Nada" von Sergio Mendes. Den kennen einfach viele Leute und singen ihn spontan mit. Wir haben aber auch andere, hierzulande eher unbekannte Songs, bei denen der Funke zum Publikum meist sofort überspringt: Der Titel "Forca da Imaginacao" (deutsch: Kraft der Fantasie) ist so ein Beispiel. Es ist eigentlich ein brasilianischer Folksong, wird auch von uns eher „unplugged“ gespielt, mit Pandeiro und anderen Percussion. Im Refrain gibt es eine Sequenz mit Frage und Antwort, die das Publikum schnell mitsingen kann, auch wenn die Leute nicht Portugiesisch sprechen – erstaunlich, oder?
Aber auch ruhige, atmosphärische Titel, wie zum Beispiel "Feliz e triste", ein Stück der brasilianischen Komponistin und Sängerin Ceumar, welches ich mit Fritz Roppel am 6-Saiterbass im Duo singe, kommen beim Publikum sehr gut an. Das ist ja das Schöne an der brasilianischen Musik – die einzigartige Atmosphäre, die durch viel Klang und Seele entsteht.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was war für Sie das bisherige Highlight Ihrer Musikkarriere?
Mein persönliches Highlight war das Internationale Jazzfestival Bingen, auf dem wir 2013 aufgetreten sind. Ich hatte vor diesem Gig ziemlich viel Lampenfieber, war ein ziemliches Nervenbündel, weil unsere Erstbesetzung fehlte. Obwohl ich wusste, dass mit Martin Sasse am Piano und mit Alexander Morsey am Kontrabass erstklassige Musiker am Start waren, war mir doch etwas bange vor dem Auftritt und die Nerven lagen blank. Wir haben auch etwas verhalten angefangen zu spielen, mussten erst mal wieder zueinander finden – Jürgen war als Bandleader besonders gefordert. Doch der Knoten platzte recht schnell und die Band musizierte perfekt, sehr dynamisch und eigenwillig, was mich wiederum immer mutiger machte. Zu Beginn des zweiten Sets hatte sich der Platz - es war ein Open-Air-Konzert - mit über 1000 Leuten gefüllt, die Leute gingen super mit, der Funke war übergesprungen und Manteca wurde regelrecht gefeiert! Dieses Konzert hat mir persönlich sehr viel bedeutet und mir gezeigt, dass die Musik und das Konzept der Band wunderbar funktionieren.

3 Fotos

Felicia Touré.
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Felicia Touré von der Band Manteca.Manteca: Latin und Jazz für jedes Event.