Künstler der Woche

Interview mit Joe von EnjoyMagic

Künstler der Woche: Joe von EnjoyMagic

Zauberei statt Steuerbescheide? Das gibt's wohl nur bei Joe alias Johannes Hofmann! Selbst eine Ausbildung beim Finanzamt konnte seine Leidenschaft für Zaubertricks und magische Momente nicht stoppen. Sein Credo: Mit scheinbar einfachen Effekten die Zuschauer zu verblüffen und zu unterhalten. Im Interview erzählt uns Joe von seinen Vorbildern, einem Auftritt, den er nie vergessen wird und warum ausgerechnet die Stimme sein wichtigstes Equipment ist.

Hallo Joe. Wie geht es dir gerade?
Mir geht es im Moment super. Endlich finden wieder Veranstaltungen statt und die Leute trauen sich zu feiern. Für mich als Künstler, der eine lange "Hungerstrecke" ohne Auftritte hinter sich hat, ist das natürlich umso schöner. Es macht mir einfach sehr viel Spaß rauszugehen und die Menschen zu verzaubern – das hat mir wirklich sehr gefehlt.
Fangen wir mal ganz von vorne an - wie kamst du zur Zauberei und wie lernt man Tricks ohne das Internet?
Die Zauberei hat mich irgendwie schon immer fasziniert. Wenn ich zurückdenke, fällt mir ein, dass ich mir jedesmal dachte: "Das will ich auch können.", wenn Terence Hill in Bud Spencer Filmen etwas mit Karten gemacht hat oder wenn David Copperfield im Fernsehen zu sehen war. Ich habe früher auf Flohmärkten immer nach Zauberkästen Ausschau gehalten und meine Eltern versucht zu überzeugen, mir einen zu kaufen. Allerdings war das noch nicht ganz das Richtige für mich. Tatsächlich ging es dann mit dem Internet und Büchern los. Ich habe zunächst angefangen, mit Karten zu zaubern und wollte mein Glück als Straßenkünstler versuchen. Leute ansprechen, ihnen ein Kunststück zeigen und sie mit erstaunten Gesichtern zurücklassen - das war mein Ziel.
Da ich immer auf der Suche nach neuen Effekten und Ideen war, haben sich die einfachen Kartenkunststücke immer weiterentwickelt.
Zauberer haben allerhand Equipment für ihre Kunst. Womit zauberst du am liebsten?
So gesehen, und das klingt jetzt fast ein bisschen theatralisch, vor allem mit meiner Stimme. Ich arbeite unglaublich gerne mit Geschichten und persönlichen Erzählungen und lasse diese in meine Zauberkunst einfließen. Wenn es aber um materielle Effekte geht, dann ist mein absoluter Favorit der "Rubik's Cube". Natürlich habe ich auch immer Kartenkunststücke mit dabei und liebe es, auf diesen Klassiker zurückzugreifen.
Gemeinsam mit einem Zauberkollegen Andi hast du eine Show, in der ihr Zauberartikel bewertet. Nach welchen Kriterien geht man da vor und was ist derzeit der „letzte Schrei“ auf dem Zaubermarkt?
Besonders wichtig ist es uns, die Frage zu klären, ob man die Sachen so performen kann, wie sie angekündigt werden. Das ist ähnlich wie bei jedem anderen Produkt auch: Es wird zwar beworben, was man damit machen könnte , aber es funktioniert nicht immer reibungslos. Dafür sind wir da. Der Grundgedanke war, dass wir andere Zauberkollegen vor Fehlkäufen bewahren wollten. Wir schauen uns an, wie die Produkte funktionieren, wie robust sie sind und ob das Produkt praktikabel ist. Mit praktikabel meinen wir, ob man viel vorbereiten oder viel Übung reinstecken muss. Das sind die Kriterien, auf die wir das Hauptaugenmerk legen. Wir bezeichnen solche Gegenstände immer als „Worker“, damit ist ein Trick gemeint, den man einfach umsetzen, mit ihm rausgehen und ihn unkompliziert anderen Leuten präsentieren kann. Welches Produkt momentan der letzte Schrei auf dem Zaubermarkt ist, ist schwer zu sagen. Neben den Klassikern gibt es so unglaublich viele Effekte und es kommen täglich neue dazu. Besonders aktuell ist aber gerade auf jeden Fall die "Handy-Zauberei". Das gab es vor fünfzehn, zwanzig Jahren noch nicht.
Zaubern ist viel Übung. Wie viel Zeit nimmt die Magie bei dir täglich in Anspruch und bringst du dir noch neue Tricks bei?
Eigentlich ist die Zauberei oder die Magie mein ständiger Begleiter. Ich spiele ständig mit Münzen oder Karten rum. Wenn ich mich hier so umschaue, sehe ich mindestens zwei, drei Kartenstapel und zwei Rubiks Würfel. Wenn ich einen Gegenstand sehe, will ich damit zaubern. Wenn es jetzt aber darum geht, einen Trick für einen Auftritt zu lernen, probiere ich ihn gerne zwei oder drei Mal für mich aus, bevor ich ihn dann meiner Frau vorführe. Eventuell zeige ich ihn dann noch Freunden, aber eigentlich gehe ich meist direkt in die Erprobungsphase, weil ich einfach sehen möchte, wo der Zuschauer hinguckt, was man jetzt beim reinen üben gar nicht so ersehen kann. Deswegen bringe ich mir so auch neue Tricks bei. Ich überlege eigentlich ständig was ich neues machen kann.
Welcher Auftritt ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Die meisten würden jetzt wahrscheinlich den Auftritt erwähnen, an dem sie am meisten gezaubert haben, aber ich sehe eigentlich bei Auftritten vor allem die Komplimente. Letztens war ich bei einem Auftritt in München. Dort habe ich ein Kompliment bekommen, dass mich sehr glücklich gemacht hat. Ein Mann, bei dem ich gerade Table Hopping gemacht hatte, hat mir gesagt, dass er schon bei David Copperfield auf der Bühne war und dort weggezaubert worden ist, um dann im Publikum aufzutauchen, aber das hier direkt am Tisch gefällt ihm viel besser. Das war natürlich ein sehr cooles Kompliment. Wenn wir aber wirklich von Erinnerungen sprechen, gibt es eine Erfahrung, bei der ich heute noch sehr schmunzeln muss: Auf einer Veranstaltung habe ich für einen kleinen Jungen gezaubert, der etwa sieben oder acht Jahre alt war. Nachdem ich ihm was gezeigt hatte, meinte er nur: „Boah, vorher wollte ich Angler werden, jetzt will ich Zauberer werden." Das ist eine Erinnerung, die ich super witzig und knuffig finde und meinen Lebtag nicht vergessen werde. Ich weiß leider nicht, ob er mittlerweile zaubert, aber wenn irgendwann einmal ein Junge auf mich zukommt und sagt: „Ich zaubere wegen dir“, würde ich ihn tatsächlich fragen, ob er früher mal Angler werden wollte.
Kurz vor Schluss blicken wir noch in die Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2030 - wo siehst du dich?
Da muss ich jetzt erstmal meine Wahrsager-Kugel aus der Vitrine holen. So, jetzt guck ich mal rein. Es ist ja gar nicht mehr so lange hin bis 2030, eigentlich nur noch acht Jahre. Gerne würde ich die Zauberei noch mehr meinen Alltag bestimmen lassen, auch wenn mir manche sagen, dass sei bei mir schon hundert Prozent der Fall. Aber ich meine damit noch mehr Auftritte oder Auftritte auf größeren Bühnen und das noch regelmäßiger. Ob ich mich da wirklich sehe, weiß ich allerdings nicht. Ich wünsche es mir sehr, aber ob es klappt, ist natürlich wieder eine andere Frage. Aber bei einer Sache bin ich mir sicher, dass die Zauberei auch in 2030, 2040 und in 2050 einen wichtigen Teil meines Lebens ausmachen wird, da mir ohne sie definitiv etwas fehlen würde.
Kannst du dich und deine Kunst in 30 Sekunden vorstellen?

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