Interview mit Chris Hill

Mein künstlerischer Werdegang ist leider genauso unspektakulär wie bei den meisten Zauberkünstlern. Einen Zauberkasten geschenkt bekommen, 2 Stunden geübt und dann gleich den Eltern gezeigt was man "kann" - kurz: meine erste Show war nicht gut - aber lang. Einige Jahre später wurde es natürlich besser und ich verdiente mir etwas Geld für neue Kunststücke dazu. Heute darf ich mich Spezialist für "Close Up" Zauberei nennen, also ohne Bühne ganz nah am Publikum.

Wie schon übersetzt - "Close" ("nah") lebt von der Nähe und der stärkeren Interaktion der Zuschauer. Das Eis ist auch dünner, das heißt wenn man es wagt starke Effekte (zum Beispiel ein erscheinender Goldfisch im Wasserglas) hautnah zu zeigen ist nunmal das Risiko zu scheitern einfach größer. Heißt für mich mehr üben, besser vorbereiten, einen Plan B parat haben und viel Humor. Da ich keine Bühne habe, befinde ich mich auch auf fremdem Terrain und das Publikum nimmt sich mehr raus. Als Beispiel: In einem Varieté würde sich so schnell keiner trauen von seinem Stuhl aufzustehen und einen Kommentar zu brüllen. In einer kleinen Runde sieht die Sache da schon ein bisschen anders aus. Aber das kann man sich natürlich zu Nutze machen. Ein Aufschrei eines erstaunten Gastes, ein Zuschauer sagt etwas lustiges - die Situationskomik ist meiner Meinung nach intensiver.

Wenn es auch sehr unbescheiden ist über sich selbst gut oder in diesem Fall "besonders" zu reden, ist es natürlich die physische Nähe. Die Wirkung der Zauberei ist einfach größer, die Menschen staunen mehr, ich höre oft nette Kommentare wie "besser als Las Vegas" . Das ist natürlich schön, aber die Leute lachen natürlich auch gerne. Und wenn ich auch kein Comedian bin, sondern ganz klar ein Zauberkünstler, kann ich nur sagen, dass bei mir sehr viel gelacht wird. Auch wichtig finde ich, dass die Zuschauer - besonders die, die helfen "dürfen" - selbstverständlich sehr gut und charmant behandelt werden. Kein Witz auf fremde Kosten, niemals!

Das ist mir das auch sehr wichtig. Ich höre nach jeder Show - oft hinter dem Vorhang - heimlich mit, was die Menschen sprechen. Dann sind diese unbefangen und würden auch was sagen, was sie glauben herausgefunden zu haben. Oft frag ich auch einfach nach, was den Zuschauern am besten gefallen hat. Das ist immer ganz verschieden.

Ich glaube schon. Zum einen sind die Geschmäcker bekanntlicherweise verschieden, zum anderen habe ich nur "A-Kunststücke". Das heißt keine B- oder C-Tricks, keine Füller, nichts womit man "Zeit schinden" kann oder etwas was einfach und schnell zu lernen war. Ich habe 10 Jahre gebraucht um das herauszusuchen, was auch so aussieht als könnte jemand echt zaubern. Wenn man mal ehrlich ist, ist es ja so, dass die meisten Zauberer die selben Sachen wie vor 20 Jahren zeigen. Ich finde Zauberei sollte auch an sich arbeiten und mit der Zeit gehen. Denn den Menschen reicht es bestimmt nicht wenn ein "Profi" eine vorher gezogene Karte wiederfindet.

Generell ist ja schon jede Show maßgeschneidert auf den Anlass und in diesem Fall auf die Firma, deren Produkte und die Vorteile die diese bieten. Das kann sein, dass ich bei einer Messe einfach nur dafür sorgen darf, dass bei der Firma, die mich engagiert hat, einfach mehr Leute sind - weil hier nicht nur Verkäufer, Flyer und Werbekugelschreiber warten sondern ich, der die Leute mit Zauberkunst unterhält und zum Lachen bringt. Im besten Fall zaubere ich mit den Produkten. Einmal wurde ich bei einer Messe, wo bei den anderen Firmen nicht so viel los war, vom CEO einer anderen Firma gefragt, ob ich am nächsten Tag bei diesen zaubern kann - was natürlich nicht geht. Loyalität ist wichtig.

Da mache ich eigentliche keine Unterschiede. Jeder Auftritt ist wichtig und glücklicherweise ein Erfolg. Klar, manche Erlebnisse sind intensiver als andere. Man lässt einen entliehenen Ring schweben und die Frau kreischt - also nicht normal sondern lange und in diesem Fall sehr laut. Eine Dame ist auch mal weggerannt - aber glücklicherweise wiedergekommen. Kinder sind auch immer wieder rührend.
Natürlich auch, dass ich im Parkhotel Adler in Hinterzarten - einem 5 Sterne- Luxus Hotel - seit über 2 Jahren alle zwei Wochen auftrete und fester Bestandteil des Eventkalenders bin, ist schon toll. Genauso wie eines der tollsten Hotels überhaupt - das Klosterbräu in Seefeld mit hoher Promidichte - wo ich immer wieder mal auftrete und natürlich auch der Europapark in Rust.

Ganz ehrlich? Frei essen und trinken! Nein, natürlich dass ich das große Privileg habe, bei den den schönsten Momenten von Firmen und Familien dabei sein zu dürfen und deren tolles Fest noch etwas besonderer machen zu können. Die Menschen zum Staunen und Lachen zu bringen, etwas zu zeigen, das nur im Film oder Traum geht, viele Städte in Deutschland und Europa zu sehen und ja, das Essen auch.