Interview mit Bauchrednerin Brezelinchen

Vor drei Jahren starb meine Freundin unerwartet und ich war am Boden zerstört. Dann hatte ich jedoch einen Traum, der mein Leben verändert hat. Es ging um meine Freundin und ihre Puppe. Meine Freundin besaß eine Bauchrednerpuppe, die bei ihr im Schlafzimmer saß. In der ersten Nacht nach ihrem Tod habe ich von dieser Puppe und meiner Freundin geträumt. Damals wusste ich nicht warum und es hat mich sehr verunsichert, heute weiß ich, dass es kein Zufall war. Ich hatte die Chance mein Leben zu verändern, ohne es anfangs zu wissen. Da mich der Traum nicht mehr losließ, habe ich dann auf eBay nach einer Puppe gesucht. Ursprünglich suchte ich dieselbe Puppe, die meine Freundin hatte, fand aber keine - da habe ich Linchen entdeckt und ersteigert. Wochenlang saß Linchen auf der Couch und ich hatte den inneren Drang etwas mit dieser Puppe zu machen - so bin ich auf das Bauchreden gekommen. Es war wirklich nicht geplant, dass ich Bauchrednerin werde. Das waren im Mai drei Jahre. Heute stehe ich regelmäßig auf der Bühne und bin meiner Freundin sehr dankbar, dass sie mir durch ihren Tod ein solch tolles Erbe hinterlassen hat.

Ich habe mich im Internet schlau gemacht, wie man diese Kunst erlernen kann, und bin dann auf Deutschlands einzige Bauchrednerschule gestoßen. Dort habe ich mich angemeldet und dies hat den Grundstein gelegt. Aber auch Bücher über das Bauchreden und das Puppenspiel habe ich gelesen. Dieses Jahr habe ich auch einen Comedy-Workshop in Köln besucht, um mich immer weiter zu verbessern und tolle Gags zu schreiben.

Ich habe drei Puppen: Zum einen das Linchen - mit ihr habe ich die Bauchrednerkarriere gestartet und sie ist meine Nummer Eins! Sie ist vorlaut, frech, keck, niedlich und erobert alle Menschen, egal ob Jung oder Alt.
Dann gibt es noch den Professor Lemmerle, das ist ein schrulliger Opa, den ich übrigens selbst gebaut habe. Er ist ein pensionierter Arzt und Psychiater, der so seine Probleme im alltäglichen Leben hat. Seine Schwäche sind die Frauen und er trinkt auch gerne mal einen Pfälzer Schoppen. Opa erzählt auch gerne von seiner beruflichen Vergangenheit. Alt werden, das findet er doof, und er ist davon überzeugt die Weisheit gebucht zu haben. Da sind Probleme vorprogrammiert.
Dann gibt es noch die Raupe Renni - ja Renni hat ein Problem und das ist das Pech beim Denken. Außerdem kommt sie aus der Schweiz und ist ein bisschen langsamer in allem.

Es gibt immer im Oktober ein neues Programm - in diesem neuen Programm wird erstmals auch Professor Lemmerle mit Linchen gemeinsam auf der Bühne stehen. Im Moment ist das aktuelle Programm mit Linchen. Diese befindet sich in der "Puppität" und ist nur dabei ihre Mutter - das bin ich, die Brezel - zu ärgern. Sie sagt ihr zum Beispiel, dass sie zu dick ist und nicht schön genug. Ein Programm geht ca. 30 Minuten und gebucht werde ich für Firmenfeiern, Messen, Geburtstage, Hochzeiten, Prunksitzungen und Straßenfeste - einfach für Events aller Art.

Ja, das Bauchreden mit Menschen ist eine amüsante Nummer und kommt bei den Leuten immer super an. Ich denke ein anderes Markenzeichen ist, dass Linchen und ich immer dasselbe Kostüm tragen - der Name Brezelinchen setzt sich ja zusammen aus Brezel und Linchen. Ich denke was Besonderes ist es auch, dass ich eine Frau bin - meine Kollegen sind alles Männer.

Die Vorlaufzeit sollte schon so sechs Wochen betragen. Ich nehme dann zum Beispiel Anekdoten aus dem Leben, z.B. des Geburtstagskindes, und binde diese in das Programm ein. Aber meine Programme sind so weit gefächert, das sie für alle Events toll sind.

Ja, im April fand ein Benefiz unter dem Namen "Lachend helfen" statt. Die Idee entstand, da ich für mein jetziges Leben und meine Berufung sehr dankbar bin und einfach etwas zurückgeben wollte. Mir war wichtig, dass es zugunsten von Speyrer Familien stattfindet. Es war ein bunter Abend, der zugunsten von zwei Familien aus Speyer stattfand. Zahlreiche Künstler traten unentgeltlich auf, zum Beispiel Gloria Diamond Travestie, Danny Schöner The Voice of Baden, Tal Ötzi Peter Lingenfelder, aber auch regionale Gruppen und der Bauchredner Andreas Knecht. Der Abend war ein voller Erfolg.
In der Zukunft plane ich momentan ein solches Event nicht, da es sehr viel Energie und Arbeit war. Jedoch bin ich bereit an Aktionen teilzunehmen, die Menschen zugutekommen.

Das Schönste an diesem Beruf ist die Freiheit, die meine Puppen ohne Scheu äußern dürfen - das Kind in mir kann sich entfalten. Das Lachen des Publikums ist auch toll und die Faszination, wenn selbst die rationalsten Menschen mit den Puppen in Interaktion treten und sich zum Beispiel mit Linchen unterhalten.