Künstler der Woche

Interview mit Laura Gambarini

Interview mit der Pantomimin Laura Gambarini
© Sigfredo Haro

Pantomimin Laura Gambarini findet im Interview genau die richtigen Worte und erzählt von ihren Projekten und der non-verbalen Ausdruckskraft.

eventpeppers: Liebe Frau Gambarini, wie und in welchem Alter haben Sie Ihr pantomimisches Talent entdeckt?
Ich weiß nicht, ob man allgemein von einem "pantomimischen Talent" sprechen kann - es ist einfach Arbeit, Wille, Disziplin und Freude. Pantomime habe ich entdeckt als ich 26 Jahre alt war. Da habe ich ein Jahr in Berlin studiert und dort einen VHS-Kurs besucht. Damals studierte ich Literatur und die non-verbale Sprache der Mime hat mich sofort inspiriert: wie man so viel sagen kann, indem man den Körper reden lässt!
eventpeppers: Wann haben Sie dann entschieden, tatsächlich beruflich als Pantomime durchzustarten, und wie sah Ihr Werdegang aus?

Die genussvollsten Rollen sind die, die am weitesten von einem selbst entfernt sind.

Nach einer vierjährigen Ausbildung war mir klar, dass Pantomime Teil meines Lebens geworden war. Seitdem hat sich mein Feld erweitert und ich arbeite immer mehr im Straßentheater und Objekttheater - Formate, in denen man das Publikum richtig "berühren" kann. Nach meiner Ausbildung habe ich auch eine Pantomime-Kompagnie gegründet, "La Cie de la Sourde Oreille". Heute arbeiten wir gerne mit Museen und kreieren maßgefertigte und partizipative Shows, die auf den Werken der Ausstellungen beruhen.
eventpeppers: Abgesehen von der non-verbalen Ausdruckskraft - was zeichnet Ihrer Meinung nach einen guten Pantomimen aus?
Die Pantomime sehe ich als Werkzeug. Ein guter Pantomime ist also jemand, der das Werkzeug beherrscht und es benutzt, um etwas zu sagen - eine Idee oder ein Bild in den Raum zu werfen. Außerdem ist es das Wichtigste, auf der Bühne einfach alles zu geben, Energie und Ideen in den Zuschauerraum zu sprühen und mit den Reaktionen zu jonglieren.
eventpeppers: Ihre Einflüsse könnten mit Dürrenmatt und Barbie nicht unterschiedlicher sein. Was fasziniert Sie an diesen jeweils?
Das war eine kleine provokative Pointe. Mit der "Compagnie de la Sourde Oreille" haben wir ein Duo über Barbie und Ken. Was uns da interessiert hat, waren die geringen Bewegungsmöglichkeiten der Puppen, die wir durch eine geringe Bewegungsmöglichkeit des Gehirns übersetzt haben.
Dürrenmatt hat das Theaterstück "Der Besuch der alten Dame" geschrieben, und "Der Versuch der alten Dame" war mein erstes Pantomimestück: die Geschichte einer alten Frau, die sich verliebt, aber zur gleichen Zeit die ganze Welt hasst, da sie mit ihr nicht mehr nett ist.
Heute kommen meine Einflüsse auch vom Objekttheater (Mummenschanz, Cie de Chemin de Terre) und vom Straßentheater (Cie des Ô, Les 3 points de Suspension). Und von den Menschen auf der Straße natürlich: ein Gang, eine Geste, eine Situation... Eigentlich merke ich, dass ich jeden Monat meine Einflüsse auf meinem Profil ergänzen sollte - es gibt so viel zu sehen, wenn man die Welt rund um sich beobachtet.
eventpeppers: Man kann Sie unter anderem als Walkact für Events buchen. Bieten Sie dabei ausschließlich feste Charaktere an oder sind auch individuelle Kundenwünsche möglich?
Alles ist möglich! Wenn mich ein Veranstalter anruft, schauen wir zusammen, was der Veranstaltung am besten entspricht. Ich mache Vorschläge, seien es Figuren aus meinem Repertoire oder neue, die ich extra für den Kunden entwickle.
eventpeppers: In welche Rolle schlüpfen Sie am liebsten?
Die genussvollsten Rollen sind die, die am weitesten von einem selbst entfernt sind. Man schlüpft in die Haut des anderen. Da merkt man aber plötzlich, dass sie gar nicht so weit von einem entfernt sind. Dieser Dialog mit den Figuren wird dann wirklich interessant, wenn sie einem etwas über sich selbst erzählen. Und natürlich darf man viele Sachen in Rollen machen, die man sonst nicht machen darf, soll oder muss - ich denke zum Beispiel an Bühnenkampf. Das ist sehr genussvoll!
eventpeppers: Zudem haben Sie mehrere Straßentheatershows. Für welche Veranstaltungen eignet sich dieses besonders gut und können Sie ein wenig über die Inhalte verraten?

Die non-verbale Sprache der Mime hat mich sofort inspiriert: wie man so viel sagen kann, indem man den Körper reden lässt!

Straßentheater ist mir sehr wichtig, da ich mit und für alle Theater auftreten möchte - da ist die Straße meiner Meinung nach der beste Ort. Ich habe die Compagnie 2Ki gegründet, die sich dem Straßentheater widmet. Einerseits mache ich Objekttheater, zum Beispiel mit "Le Cirque du Botte-Cul", ein kleiner Zirkus unter einem Regenschirm. Der Zirkus spaziert unter den Menschen und wenn welche reinkommen, gibt es eine Miniaturshow mit Künstlern aus Chips, Toilettenpapier und Korken. Die Show wurde sowohl für Kinder wie auch Erwachsene entwickelt und kann sowohl auf Schulfesten, Partys oder Firmenveranstaltungen spazieren.
Die andere Show heißt "ça farte, ou bien?! - ski tout terrain" - ein nonverbales Straßentheaterstück, in dem zwei Skifahrerinnen in der Stadt Schnee suchen, bis sie ihn in ihrer Imagination finden werden. Das Stück ist pures Straßentheater und überall zu Hause. Es muss draußen gespielt sein, sonst massakrieren wir den Boden mit den Ski.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Das Schönste ist, dass man immer in Bewegung ist, innerlich und äußerlich. Zum einen reise ich viel herum - hauptsächlich in Europa, aber vielleicht gehe ich bald auch in Montreal spielen. Und auch innerlich reise ich viel. Im kreativen Prozess stellt man sich Fragen und in Frage. Ich lerne auch sehr viele Leute kennen, aus vielen verschiedenen Ländern, Berufen und Sozialschichten - das finde ich besonders spannend. Und als letztes würde ich sagen, dass Kunst ein sehr wichtiges Medium ist, um eine Weltanschauung zu teilen oder darzustellen. Mit Humor kann man sehr viel sagen.

3 Fotos

Pantomimin Laura Gambarini: Königin der non-verbalen Ausdruckskraft.
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Pantomimin Laura Gambarini auf ihrer non-verbalen Suche nach Schnee.Laura Gambarini und ihr Straßentheater-Projekt.