Interview mit Discrahelios

Gegründet haben mein Partner Gerold und ich, Robert Müller, die Gruppe im Jahr 2013. Gerold Westley, ursprünglich aus Michigan, lernte ich 2011 in Frankfurt am Main kennen. Er brachte mir Stab, Poi, Fakirelemente und Feuerspucken bei. Bereits zweieinhalb Monate später fand unser erster Auftritt für das Frankfurt City Forum unter dem Projektnamen Parapoia/Poianoia statt. Als ich im Jahr 2013 nach Leipzig zog, lernte ich dort Franz Teichmann, einen anderen Feuerartisten kennen, der unsere Gruppe seitdem bereichert. Ich machte mich selbstständig und gab unserer Gruppe den Namen "Discrahelios". Im Jahr 2016 kam dann Wiebke Otten, seit 2015 meine Freundin, dazu. Heute haben wir zu verschiedenen Gelegenheiten Gastspieler mit dabei, um zum Beispiel auch mehrere Aufträge in gleicher Qualität spielen zu können.

Es war nicht leicht, einen kreativen Namen zu finden. Meine Idee damals war, dass die Sonne in allen Kulturen vielfach verehrt wird und uns allen Leben schenkt. Doch zwei Merkmale fielen mir auf, die so noch nie in Zusammenhang gesetzt worden waren - und das waren die Dimensionen. Die Scheibe (Disc) des Ra (ägyptischer Sonnengott) steht für die zweidimensionale Vorstellung der Sonne und des Raumes und Helios, der griechische Sonnengott, wurde der Namensgeber des heliozentrischen Weltbildes und damit unserer dreidimensionalen Vorstellung des Raumes mit der Sonne als Zentrum. Welch schöneres Bild hätte es geben sollen? Außerdem sind Ebenen beim Spielen ein wichtiger Bestandteil. So war unser Name "Discrahelios" und eines Tages wollen wir auch so erhaben und hell erstrahlen wie unser Vorbild: die Sonne.
In unseren Shows versuchen wir diesen Aspekt insbesondere durch hohes technisches Niveau und mächtige Flammen widerzuspiegeln. Und wer weiß? So wie der Mond des Nachts die Sonne reflektiert, reflektiert er unser Licht vielleicht auch zurück zur Sonne, damit sie uns auch sieht.

Die Frage ist schwer, weil wir so viele Requisiten haben. Jeder hat seine Lieblingstools, mit denen er/sie sich am wohlsten fühlt und ist stolz darauf. Wenn ich mich aber festlegen muss, dann wären es wohl unsere Effekt-Angebote. Unsere Kohle-Effekt-Tools sind mit ihren bis zu acht Meter hohen Funkenstürmen wirklich beeindruckend. Es macht verdammt viel Spaß, mittendrin zu stehen. Richtig stolz und recht einzigartig sind wir auch mit unserem Können beim Feuerspucken. Wenn Gerold und ich die Gelegenheit haben, gemeinsam eine Show zu machen, wird es wirklich episch. Es gibt nur wenige Feuerspucker unter den Feuerartisten, weil es wirklich gefährlich ist. Noch weniger Feuerspucker schaffen es so sauber, akkurat und ausdauernd zu spucken. Mein Rekord waren 48 Flammen mit einem Mund voll. Doch bisher kenne ich niemanden, der als Duo mit akrobatischen Elementen spielt und über Kopf spucken kann. Hier kann ich unser Video der ersten Galashow sehr empfehlen.

Die Frage finde ich sehr gut und ist sehr leicht zu beantworten. Erstens: Das Streben nach immer höheren und besseren Sicherheitsstandards für Equipment, Bühnendekoration, Löschmittel und Kleidung/Outfits, um zu gewährleisten, dass Unfälle wie in diesem Jahr bei anderen Gruppen nie wieder passieren. Zweitens: Das regelmäßige Training, damit man sein aktuelles Level behält und sicher spielen kann, aber auch Neues dazulernt. Drittens: Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Feuerkünstlern über neue Tools, Sicherheitsstandards und Ähnliches. Man erhält auch oft Aufträge, wenn andere zum Beispiel schon ausgebucht sind.

Ja, das ist geplant. Doch ohne das Spiel mit dem Feuer würde einfach etwas von uns fehlen. Nichtsdestotrotz werden einige Dinge bis nächstes Jahr ausgebaut werden, denn wir wollen unser Angebot erweitern um konkurrenzfähig zu bleiben. Außerdem lassen sich vielleicht noch ein paar Pläne umsetzen, um etwas sehr Eigenes zu schaffen, etwas noch nie Dagewesenes.

Wir bekommen leider selten die Gelegenheit, dies mal zu zeigen. Die meisten Buchungen sind private Hochzeiten, Geburtstage und Jahrestage zu denen man sich eher ruhigere Musik und gefühlvolle Bewegungen wünscht, aber wir können (und wollen) auch anders. So eine Freakshow kann man eigentlich nicht beschreiben, das muss man gesehen haben. Aber es hat was zu tun mit schnellen elektronischen Beats, freakigen Outfits und außergewöhnlich geschminkt auf der Bühne Action zu machen. Dann können wir mal unser ganzes Repertoire präsentieren und die Effekte nur so krachen lassen.

Das Streben nach Perfektion ist ein harter Kampf, der einem selten das Geleistete als gut genug zurücklässt. Das einzig Gute daran ist, dass die Qualität der Performance stetig steigt, auch wenn man sein Ideal, seine perfekte Vorstellung, vielleicht nie erreicht. Doch solange das Publikum hellauf begeistert ist, wir satt, unversehrt und zufrieden mit unseren Leistungen, ohne Staus daheim ankommen, kann man einen Auftritt doch eigentlich durch und durch gelungen nennen.