Künstler der Woche

Interview mit Da Harry & Da Ernschie

Interview mit dem Mundart-Duo Da Harry & Da Ernschie

Das Liedermacher-Duo "Da Harry & Da Ernschie" macht Alltagsbeobachtungen zum unterhaltsamen Abendprogramm. Im Interview sprechen die beiden Oberpfälzer über Musik, Mundart und mehr!

eventpeppers: Lieber Harald und Martin, wie haben Sie sich beide kennengelernt und wie ist Ihr Projekt "Da Harry & Da Ernschie" entstanden?
Martin: Obwohl wir nur Luftlinie 200 Meter voneinander in Lupburg aufgewachsen sind, gab es bis letzten September keinen Kontakt.
Harald: Wir kannten uns nur vom Sehen.
Martin: Aber dadurch, dass unsere Töchter in dieselbe Kindergartengruppe gehen und Freundinnen sind, trafen wir uns Ende August letzten Jahres und zufällig auf dem Volksfest in Parsberg, einem Nachbarort, der zwei Kilometer von Lupburg entfernt ist.
Harald: Schnell fanden wir ein gemeinsames Gesprächsthema: die Musik. Ich hatte bereits einige eigene Lieder geschrieben und auch im Tonstudio aufgenommen. Ein weiterer Termin zu Aufnahmen im Tonstudio in Cham stand bereits für Anfang Oktober fest. Bereits nach den ersten gemeinsamen Proben beschlossen wir, mit ausschließlich eigenen Stücken als das Liedermacher-Duo "Da Harry & Du Ernschie" weitere Eigenkompositionen aufzunehmen und fortan zusammen Musik zu machen.
Martin: Genau. Bereits die Reaktionen des Publikums nach unserem ersten Konzert im Oktober waren sehr vielversprechend. Daraus entstand die Idee zu schauen, wie weit wir es gemeinsam musikalisch bringen können. Es hat nicht nur musikalisch unglaublich gut gepasst, sondern – und das ist mindestens genauso wichtig – auch menschlich.
Harald: In diesem ersten Jahr konnten wir schon einige sehr schöne Konzerte erleben - angefangen am Mundartfestival im VAZ-Pfarrheim in Burglengenfeld mit Karin Rabhansl, über die Teilnahme am Sendlinger Kulturpreis...
Martin: ...oder das Drumherum-Festival in Regen, wo wir mit Polizeieskorte zum Auftrittsort gelotst wurden. Wir freuen uns schon auf Oktober, wenn wir unsere kleine Tour durch Bayern beginnen.
eventpeppers: Ihr Programm ist "Wellness für die Ohren" - verraten Sie uns ein wenig mehr darüber? Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?
Harald: Wir spielen ja ausschließlich unsere eigenen Stücke und möchten die Leute mit unserer Musik abholen. Die Welt um uns wird immer hektischer und jeder steht permanent unter Druck. Deshalb möchten wir mit unseren wohlklingenden, abwechslungsreichen Melodien die Menschen mit auf eine Reise nehmen, sodass sie wenigstens für die Dauer eines Konzerts aus ihrem stressigen Alltag entfliehen können. Mal geht’s runter, dann wieder mit der Stimmung rauf. Deshalb lautet unser Programm auch noch "Yoga fia’s Hirn". Neben der Musik stehen bei uns die Inhalte im Vordergrund.

Anders gesagt: Bayrische Texte verpackt in einem Gute-Laune-Akustik Sound.

Martin: Genau - wir sind keine Bierzeltkombo! Das Nachspielen von Stücken liegt uns nicht - auch schon aufgrund unserer Besetzung - und macht uns auch nicht so viel Spaß. Da muss man klar sagen, das können andere Gruppen viel besser. Das Schaffen von eigenen Stücken und das Publikum damit abzuholen ist ein viel größerer Anreiz für uns. Es gibt nichts Schöneres als am Ende des Konzerts mit den Besuchern zu sprechen, die einem dann ihre musikalischen Highilghts des Abends mitteilen und unsere CD "Find dei Glück, sonst finds di!" kaufen.
Harald: Wir sind auch keine Volksmusikanten und auch nicht volkstümlich im Sinne des Musikantenstadels unterwegs, sondern klassische Liedermacher, die mit ihrer handgemachten Musik, ihren Texten und Geschichten die Menschen berühren wollen.
Martin: Wenn man das Publikum nach einem Konzert fragt, bleibt deshalb auch bei jedem ein anderes unserer Stücke besonders in Erinnerung. Die Leute bekommen sowohl lustige und unterhaltsame, als auch ernste und sozialkritische Themen zu hören. Anders gesagt: Bayrische Texte verpackt in einem Gute-Laune-Akustik Sound.
Harald: Wir thematisieren den sehr liebenswerten aber leider schon etwas dementen Nachbarn, dessen größter Lebensinhalt immer noch das Umsorgen seiner Hühner ist ("Da Stodlma"), in "He Mama Papa" oder "He Oma Opa" geht es – wie es die Titel schon vermuten lassen – darum, mit was man sich als jungen Eltern wie wir, bzw. als unsere Eltern so beschäftigt, wenn man Kinder bzw. Enkel hat.
Martin: Aktuell und sozialkritisch sind dann die Stücke "Auf oamal war er da", in dem es um die Flüchtlingsproblematik geht oder "Wenn da letzte Rengtropfa", das die Themen Konsum und Zerstörung der Umwelt aufgreift.
Harald: Wir gehen mit offenen Augen durch das Leben und beobachten unsere Umwelt. Das Leben ist wie ein Zoo, man braucht nur hinschauen, dann entstehen die Ideen, Geschichten und Texte beinahe wie von selbst.
Martin: Da hast du recht. Wir können zu jedem unserer Stücke eine persönlich erlebte Geschichte erzählen, wodurch die Stücke für das Publikum viel greif- und erlebbarer werden.
eventpeppers: Wie darf man sich einen klassischen Auftritt von Ihnen vorstellen? Welchen Stellenwert nimmt neben der Musik die Interaktion mit dem Publikum ein?
Martin: Wir bieten derzeit zwei Konzepte an. Zum einen ein klassisches Konzert mit etwa 25 eigenen Stücken. Wie bereits erwähnt, vor jedem Stück erzählen wir kurze Anekdoten, die uns tatsächlich so passiert sind. Es gibt Nummern zum Nachdenken, aber auch Stücke in denen das Publikum uns mit seinem Gesang unterstützen soll. Ein Konzert dauert dann etwa zweieinhalb bis drei Stunden, inklusive 20 Minuten Pause.
Harald: Unser zweites Standbein sind Dinnerkonzerte. Diese werden nach Absprache mit dem Wirt dann als Gesamtpaket verkauft. Darin enthalten sind beispielsweise ein Sektempfang und ein Mehrgänge-Menü. Wir spielen dann flexibel in mundgerechten Häppchen zwischen den Gängen, sobald das Essgeschirr abgeräumt ist. Diese Konzerte werden vom Publikum bisher sehr gut angenommen, da es ein wunderbares kulinarisches und musikalisches Vergnügen ist und man sich während der Gänge dann über die bereits gehörten Stücke unterhalten kann.
eventpeppers: Wird es bei Ihnen auch mal ernster oder steht meist die Comedy im Vordergrund?
Harald: Sowohl als auch, wobei Comedy der falsche Begriff ist.
Martin: Wir sind keine Witzeerzähler und Spaßvögel, nach dem Motto "alle 20 Sekunden ein Lacher". Es gibt ernste Stücke, aber natürlich endet jeder Abend lustig und fröhlich mit dem Stück "Grün hinter den Ohrn", wo das Publikum lauthals im Refrain mitsingen darf "Ja mei, wor des schee, als wia no grea hinter de Orhn worn."
Harald: Das war Oberpfälzerisch, und bedeutet "Ja Mensch, war das schön, als wir noch grün hinter den Ohren waren."
eventpeppers: Für welche Veranstaltungen kann man Sie buchen bzw. wofür eignet sich Ihr Programm besonders gut?
Martin: Wir spielen sehr gerne eigene Konzerte in Kleinkunstbühnen oder Gasthäusern.
Harald: In Letzteren machen wir sehr gerne Dinnerkonzerte. Da darf der Rahmen auch etwas gehobener sein.
Martin: Wir spielen auch auf Festivals, wie eben dem Drumherum-Festival oder den Mundartfestivals. Natürlich spielen wir auch bei Kleinkunst- und Liedermacherwettbewerben mit.
Harald: Wir würden auch eine Firmenfeier musikalisch umrahmen, sofern diese etwas individueller und besonders sein soll, da wir ja grundsätzlich keine Covermusik machen. Aber im Rahmen eines Dinnerkonzerts wäre das sehr gut denkbar.
eventpeppers: Wenn man Sie nach einem außergewöhnlichen Bühnenmoment fragt - was kommt Ihnen da spontan in den Sinn?
Harald: Ich fand unseren ersten großen, durchaus hektischen, Auftritt beim Mundartfestival mit Karin Rabhansl und Alex Cumfe ganz spannend.
Martin: Mir ist besonders der etwas chaotische Flair beim Sendlinger Kulturpreis in Erinnerung, und natürlich die persönliche Polizeieskorte beim Drumherum.
eventpeppers: Was ist bei Ihnen derzeit in Planung? Arbeiten Sie beispielsweise an einem neuen Programm und können Sie uns ein wenig darüber verraten?
Martin: Derzeit sind wir natürlich in der Planung, möglichst noch einige Auftritte für das Jahr 2017 auszumachen. Ebenso wäre es schön ein Label oder eine Agentur zu finden, welche zu uns passt und zu der auch wir passen, welche uns dann auf vielfältige Weise unterstützen könnte.
Harald: Genau. Uns gibt es ja so noch nicht einmal ein Jahr und für diese kurze Zeit sind wir schon ganz zufrieden wie es bisher läuft, aber ein wenig mehr geht immer noch. Es ist als absoluter Newcomer halt sehr schwer, in diesem Gewerbe überhaupt Fuß zu fassen, da viele Veranstalter oft nur mit Künstlern zusammenarbeiten, die bei etablierten Agenturen unter Vertrag stehen.
Martin: Deshalb wollen wir unseren Bekanntheitsgrad auch kontinuierlich erweitern. Mit diesem Programm "Wellness fia d’Ohren – Yoga fia’s Hirn" werden wir noch nächstes Jahr touren. Natürlich haben wir schon ein weiteres Programm in Arbeit. Derzeitiger Titel: "Frei sein – Mensch sein".
Harald: Untertitel: "Zu viel Hirn is a nix!"
Im Video verraten "Da Harry & Da Ernschie", was für sie den wahren Charme der Mundart ausmacht.

3 Fotos

Da Harry & Da Ernschie
1/3
Da Harry & Da Ernschie: Das Mundart-Duo aus der OberpfalzMusikalisches Kabarett auch für Ihre Veranstaltung buchen