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Interview mit Constanze Köpp

Interview mit der Hochzeitsrednerin Constanze Köpp
© Radzhabli Foto

Die erfolgreiche Ratgeberautorin und Hochzeitsrednerin Constanze Köpp spricht über unkonventionelle Trauungen, Kaffee-und-Kuchen-Dates mit Brautpaaren und den festen Glauben an ihr ganz persönliches "Happy End".

eventpeppers: Liebe Constanze, würdest du uns zu Anfang ein wenig über dich und deinen Lebensweg verraten - gerne von beruflich bis privat?
Als quirliges Zwillinge-Mädchen bin ich 1969 auf der Erde gelandet. Eine gute Schülerin war ich nie, weil ich immer das wissen wollte, was ich dort nicht lernen konnte: Bücher zu schreiben, Menschen zu berühren, Räume zu verwandeln. Mit 29 Jahren bekam ich meine erste Tochter, mit 41 Jahren meine zweite. Im Jahr 2006 sprengte ich die Ketten der Festanstellung in einem Verlag, hoffte, dass Erfolg aus Mut gemacht würde – und sollte Recht behalten. Ich gründete mein Unternehmen "Wohnkosmetik", schaffte es ins Fernsehen und in die Presse. 2007 veröffentlichte Knaur mein erstes Buch; mittlerweile schreibe ich am vierten Werk (ein Ratgeber) für den Verlag und schreibe seit 2014 Hochzeitsreden. Angefangen mit den Reden hatte alles durch den Wunsch einer Familie, auf der Beerdigung ihres Sohnes aus meinem Buch "Frannys Reise" zu lesen. Indirekt war das mein Sprungbrett ins Vortragen und Reden halten.
eventpeppers: Du bist Buchautorin, Kolumnistin, Rednerin, freie Journalistin - was nimmt im beruflichen Alltag den größten Platz ein? Und wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Ich will ein zweifelsfreies Bauchgefühl von beiden, möchte, dass sie wissen, warum sie JA zu mir sagen.

Ich habe einen Fulltimejob wie viele andere, nur sitze ich gemütlich im Homeoffice und kann meine Zeit frei einteilen. So gehe ich manchmal sogar noch um 1 Uhr nachts mit dem Laptop ins Bett - doch solange ich den Single-Status habe, stört das ja niemanden. Das Schreiben hat viele kleine Äste: Texte, Postings, Bücher, Reden. Im Sommer ist Hochbetrieb bei den freien Reden, die Postings sind schnelle Geschichten, die Kolumnen ruhen zur Zeit, da das Magazin, für das ich jahrelang "die Frau der letzten Seite" war, eingestellt wurde. Und Bücher schreibe ich nur alle zwei Jahre, weshalb ich hier eher stückchenweise das Papier füllen muss. Hauptsache, ich halte den Abgabetermin ein. Meine große Tochter wird 19 Jahre, die Kleine ist sieben Jahre alt, doch teilen sich der Papa der Kleinen und ich die Betreuung. Sprich alle zwei bis drei Tage läuft er bei mir auf und schnappt sich die Kleine, bevor er sie abends bei mir wieder in den Schlaf singt.
eventpeppers: Bei eventpeppers kann man dich als Rednerin, insbesondere für Hochzeiten, buchen. Wie wird man denn eigentlich Hochzeitsredner? Was hat dich dazu inspiriert?
Als ich Auszüge aus meinem Buch zu Beginn der Trauerfeier las, habe ich kurz danach Rotz und Wasser geheult. Da war mir klar: ich will bewegen, möchte vortragen und mit meiner Stimme die Menschen weiterhin berühren, doch kann ich nicht mehr sein, wo die Menschen vor Schmerz weinen und nicht vor Freude. Daraufhin sprach ich mit mir bekannten Hochzeitsplanern und bat um ein erstes Paar für mich. Ich hatte weder eine Anleitung noch einen Leitfaden, ich hatte lediglich ein paar Redner auf YouTube gesehen und wusste sofort, worin ich mich unterscheiden und was ich anders machen würde. Und doch bleiben meine Ideen nur Optionen für meine Paare, denn sie sind die Entscheider und bekommen alles, was ihnen vorschwebt - falls sie bereits Vorstellungen entwickelt haben. Eine Rede überlebt die nächsten Generationen – die Tatsache, meine Rede wird eines Tages von den Urenkeln meiner Paare in die Hände genommen, berührt mich sehr. Die Geschichte der Urahnen, von mir verfasst – das ist der zweite Kick! Der erste ist jener, wenn ich meinen Paaren während der Rede in die Augen schaue und spüre: JA! - Als ich Schülerin war, lobte eine Lehrerin mal meine Stimme und ich wurde von ihr besonders oft beim Vorlesen drangenommen. Jahrzehnte später saß ich für einen Erotikkonzern in einer Sprecherkabine und habe Spots und sinnliche Geschichten eingesprochen; da wusste ich schon, dass sich meine Stimme auf dem Rednermarkt sehen und hören lassen kann. Kurz wollte ich sogar Theaterschauspielerin werden.
eventpeppers: Was ist der Vorteil einer freien Trauung gegenüber der Kirche?
Gerade hatte ich darüber für das "Harburger Blatt" geschrieben. Bei der freien Trauung gibt es keine Schranken, keine Vorschriften, werden Ideen und Träume nicht beschnitten. Je kreativer, desto erlaubter! Die Menschen müssen nicht an der/die/das Gott glauben und können trotzdem sehr spirituell sein. Auch meine Paare sind nicht zwingend Atheisten, sie sprechen viel von "Fügung" und "Schicksal", einander oft auf sehr ungewöhnliche Weise begegnet zu sein und sich gefunden zu haben, ohne dass sie dabei zwingend Gott ins Spiel bringen. Manchmal halten meine Bräutigame erneut um die Hand ihrer Frau bei der Zeremonie an - ich glaube, das ist so auch in der Kirche nicht möglich. Vielleicht in einer freien.
eventpeppers: Bei dir geht es vor dem "Traualtar" gerne auch mal wild, lässig und unkonventionell zu - gibt es dafür ein Veranschaulichungsbeispiel?
Zunächst basteln wir uns einen freien "Altar" - einen schönen und dekorierten Tisch, an dem auch die Trauzeugen mit uns Platz nehmen. Sicherlich ist es meine Art, zu sprechen, meine eigene lockere Sprache zu finden, in der sich meine Paare natürlich immer wiederfinden. "Wild" wäre vielleicht etwas übertrieben, doch ist es die Geschichte des Paares, die das "Publikum" extrem zum Lachen bringt, oder – wenn besonders emotional – selbst bei mir eine Träne kullern lassen kann, obwohl ich die Geschichte zig mal vorher lese. Doch jedes Mal ist es anders, die Brautpaare, die Gäste, das Umfeld. Manchmal muss spontan umdisponiert werden, weil vielleicht die Wetter-App ein Schnippchen schlug. Doch bleibe ich entspannt, und sollte es stürmisch werden oder der Himmel die Gießkanne verwenden, dann ist es mir egal – Hauptsache, die schönen Haare der Braut und ihrer Freundinnen bleiben unverwildert.
eventpeppers: Wie entstehen deine Traureden - wie viele Vorgespräche sind dafür nötig, wie viel vom Brautpaar fließt darin ein?

Wenngleich ich ausnahmslos jedes meiner Paare sehr besonders finde, so finden sich einige Geschichten unter ihnen, die auch mir sehr unter die Haut gehen.

Ich treffe meine Paare zwei Mal persönlich. Beim ersten Mal geht es bei einem Kaffee-oder Törtchen-Date um die Chemie, ich will ein zweifelsfreies Bauchgefühl von beiden, möchte, dass sie wissen, warum sie JA zu mir sagen. So erzähle ich mehr von mir, was aber einen Grund hat, denn: haben sie sich für mich entschieden, dann beginnt die Arbeit. Beide bekommen einen Fragebogen und dürfen ab sofort nicht mehr schummeln. Und genau das ist das Spannende – nicht eine Frage mit beiden ausgearbeitet zu haben. Der Clou: zwei Menschen, die dasselbe erlebten, und die doch einen eigenen und sogar manchmal anderen Blickwinkel hatten. Tolle, spannende Ergebnisse kamen bereits dabei heraus, oder eben ganz bedeutende Ergänzungen. Gerade die Männer muss ich manchmal etwas "nötigen" sich hinzusetzen, sich zu Ruhe und Zeit zu zwingen, um das Reflektierte aufzuschreiben. Am Ende aber haben sie wertvolle Dokumente für sich und ihre Schatztruhe der Erinnerungen – und natürlich das Ergebnis meiner Rede, das, was ich aus beiden Antwortbogen zauberte. Und spätestens dann wissen sie, warum sie tun mussten, worum ich sie bat. Ich empfinde das als sehr wertvoll, da beim gemeinsamen Ausarbeiten der Rede vielleicht ein Stück verloren ginge. Insofern ist nichts vergeblich, was sie aufschreiben und mir verraten, mir sogar regelrecht anvertrauen, wenn sie noch mal richtig in die Tiefe gehen. Es ist an mir, es so zu formulieren, dass jeder seine Freude am Ergebnis hat! Beim zweiten Treffen trinken wir schon wieder gemütlich ein Käffchen und sprechen die Zeremonie durch. Ich fange die Aufregung ein und klinke mich mit meiner Vorfreude natürlich noch ein. Oder ich darf Spannungen auflösen, die entstehen können, wenn der Erwartungsdruck an die Feier so hoch ist.
eventpeppers: Du hast als Autorin zwei erfolgreiche Lebensratgeber veröffentlicht, ein neuer Ratgeber ist gerade in Arbeit. Kannst du uns thematisch schon eine klitzekleine Sneak-Peek geben?
Es geht um die Liebe. Vielleicht sogar um das JA im Leben! Die Verhandlung führt meine Agentin in den nächsten Wochen. Nebenbei beende ich meinen ersten Liebesroman, der selbst mir schon derart unter die Haut geht, dass ich viele Pausen machen muss.
eventpeppers: Wer oder was schafft es, dich sprachlos zu machen?
Ich weiß es genau: es wäre der Moment, in dem ich vor jemandem stehe und denke: "Wow, da ist er ja!" Als Single würde mich sprachlos machen, wenn es passierte (sich zu erkennen), denn ich glaube an die letzte (Liebes-)Geschichte in meinem Leben. Und ich glaube, dass das Schreiben von und über die Liebe, das sich Beschäftigen mit Liebesgeschichten sogar Glück bringt. Wenngleich ich ausnahmslos jedes meiner Paare sehr besonders finde, so finden sich einige Geschichten unter ihnen, die auch mir sehr unter die Haut gehen.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Als erfolgreiche Ratgeberautorin müssen wir dich natürlich noch fragen: Hast du einen Expertentipp für Brautpaare, um im Planungsstress oder wenn auf der Hochzeit etwas schief geht, Ruhe zu bewahren?
Es steht und fällt so viel mit den Gästen, den Freunden und der Familie. Ich hatte ein süßes Brautpaar, das kurz vorher eine Magen-Darm-Grippe bekam, unter Medikamenten stand, während ich die schöne Rede verlas. Bis ins kleinste Detail war die Location liebevoll dekoriert, viele Extras organisiert, bis dann der Regen so aus allen Wolken platzte! Nun gibt es die einen Gäste, die sagen: "Die Armen! Die haben aber auch ein Pech!" Da werde ich innerlich wütend und auch traurig und mische mit meinem Optimismus dagegen. "Pech? Zwei, die hier stehen und ihr JA zueinander feiern? Ja, es regnet, aber denen traue ich zu, dass sie mit allen durch den Regen tanzen. Außerdem haben sie so viel gemeinsam geschafft, heute zählt doch nur, dass alle Liebsten beisammen sind – Regen ist das Letzte, das denen die Stimmung versauen kann!"- Ja, bei Sonne hätte man draußen das Eis essen können. Aber warum das Paar noch einmal darauf aufmerksam machen, wie die Wetterlage ist? Immer das Beste draus machen, das ist man sich selbst und erst recht als echte Freunde dem Paar schuldig! Zum Planungsstress per se: Die Heirat ist eine Bauchentscheidung, die sollte sich wie ein roter Faden in allem wiederfinden. Ich saß vor verängstigten Bräuten, die ahnten, dass ihre Lieder beim Ein- und Auszug anderen nicht gefallen könnten. Die Angst hatten, dass ein lilafarbenes Kleid komische Blicke auf sie werfen könnte. Und was sagt Conni Köpp? "Wir wissen nicht, ob Freunde mit wertenden Blicken eines Tages noch bei euch sind, doch was immer und ausnahmslos bleibt und zählt, ist, dass man sich selbst treu geblieben ist! Sagt der Bauch lila und will Heino spielen, dann ist es richtig und wichtig! Die Gäste machen nicht das Fest, sie dürfen etwas Besonderes erleben, das Paar begleiten, sich überraschen lassen – und besonders die Authentizität spüren!"
Im Video hat unsere "Künstlerin der Woche" Constanze Köpp noch einen ganz persönlichen Rat für heiratswillige Paare parat.

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Hochzeitsrednerin Constanze Köpp
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