Künstler der Woche

Interview mit Belle La Donna Burlesque

Interview mit der Burlesquetänzerin Belle La Donna
© Carsten Schulze

Belle La Donna ist eine der Wegbereiterinnen der deutschen Burlesque und hat die Erfolgswelle hierzulande im wahrsten Sinne des Wortes "hautnah" miterlebt. In Kombination mit fantastischem Gesang, fesselnder Feuerkunst und atemberaubender Akrobatik setzt das sympathische Multitalent dabei immer wieder neue Maßstäbe in der Welt des erotischen Tanzes. Im Interview spricht unsere "Künstlerin der Woche" über die "Faszination Burlesque", den überwältigenden Anklang bei weiblichem Publikum und den ganz besonderen "Belle La Donna"-Touch. Lesen Sie mehr!

eventpeppers: Liebe Belle, würden Sie unseren Lesern bitte kurz Ihren künstlerischen Werdegang beschreiben? Wie kamen Sie zum Tanz und insbesondere zum Burlesquetanz?

Es gilt dem Zuschauer ein Versprechen auf "Mehr" zu bieten. Doch dieses Mehr passiert nur in seinem Kopf. Es geht nicht um das reine Ausziehen, es geht um illustre Unterhaltung.

Das weiß ich noch ganz genau. Das war vor ca. zehn Jahren. Damals bin ich gerade in Hamburg gestrandet und war mitten in der Ausbildung zur Friseurin. Eine damalige Bekannte hatte eine Pin-up-Fotoausstellung veranstaltet mit passendem Rahmenprogramm - nur eine Burlesquetänzerin fehlte ihr noch, um den Abend perfekt abzurunden. Da ich mich schon einige Jahre in der Vintageszene befand, viel zu den dazugehörigen Konzerten ging und mich durch meine Vorausbildung zur Fotografin auch im Modebereich dieses Stiles gut auskannte, sowie durch meine achtjährige Turnausbildung mir das Tänzerische sehr lag und ich vom Naturell doch eher extrovertiert und zeigefreudig bin, war ich ihre erste Wahl. Zu diesem Zeitpunkt war der Begriff "Burlesque" in Deutschland noch ein Fremdwort. Ich wusste selbst nur ungefähr, was da auf mich zukommt. Ich hatte zwei Wochen Zeit um mir zwei Shows plus Kostüm, Story und Künstlernamen zu überlegen.
Letzendich hat dann alles gut geklappt, daraufhin war ich angefixt. Ich gründete mit weiteren drei Mädels die "Harbor Pearls" - wir waren die zweite Burlesquetruppe Deutschlands. Die Berliner waren uns etwas voraus.
Daraufhin folgten Proben und Auftritte über Auftritte - das machte jede Menge Spaß und der Burlesque-Boom fing in Deutschland an zu wachsen. Die Tänzerinnen ploppten wie die Pilze aus dem Boden. Irgendwann fing ich an mir zu überlegen, wie man bei diesem Boom doch noch einzigartig unter den vielen Blumen sein könnte. Da fing ich an, meine Stimme auszubilden, die Feuerkunst zu erlernen und trainierte eifrig für die Aerialakrobatik.
Eines Tages erielt ich eine Mail von jemandem, dem ich empfohlen worden war - dieser suchte eine Burlesquetänzerin. die auch singen kann, und hatte Interesse diese Idee an ein Majorlabel wie Warner, Sony oder Universal zu verkaufen. Das klappte dann nach einiger Zeit der Vorbereitung auch. Warner Music präsentierte drei Jahre später die "SINDERELLAS". Ein Album wurde produziert, wir waren bei TV-Shows wie der RTL-Chartshow und dem NDR Talk zu Gast, 30 Liveshows folgten, Verleihungen und Galas standen auf dem Plan. Das war mein bisher größter Erfolg in meiner Karrierestory.
Nun arbeite ich aber lieber wieder als Solokünstlerin. Im Moment arbeiten mein Management "Eat the Beat" und ich fleißig an meinem Soloalbum und an meiner Show. Es ist mega spannend wie sich die Dinge entwickeln - wer hätte gedacht, dass aus einem Hobby mein Beruf wird und dass ich aus meinem eigentlich angedachten Beruf ein Hobby mache.
eventpeppers: Was fasziniert Sie so an der Burlesque und was ist für Sie dabei der prägnanteste Unterschied zum Striptease?
Die Faszination der Burlesque ist für mich, dass ich mich in allen Facetten, die mich künstlerisch ausmachen, entfalten kann. Ich kann mich visuell - hinsichtlich Kostümdesign, Make-Up, Haarstyling, Kulisse und Fotografie -, im Tanz und Gesang und im erotischen Genre austoben. Diese Unterhaltungsform bietet mir eine einzigartig große Spielwiese, auf der ich meiner Kreativität uneingeschränkt Ausdruck verleihen kann.
Der Unterschied zum Striptease ist ganz klar Folgender: Es gilt dem Zuschauer ein Versprechen auf "Mehr" zu bieten. Doch dieses Mehr passiert nur in seinem Kopf. Es geht nicht um das reine Ausziehen, es geht um illustre Unterhaltung. Glitzer, Humor und Magie bestimmen den Teasermoment. Daher reicht es in der Burlesque auch schon, nur einen Handschuh auszuziehen - eine ganze Show von fünf Minuten kann sich darum drehen. Gewusst wie und gekonnt in Szene gesetzt, kann das eine sehr elektrisierende Show sein.
eventpeppers: Die Burlesque lebt von tollen Outfits und perfektem Styling. Machen Sie das alles selbst und wenn ja, wer inspiriert Sie dabei?
Teilweise mache ich meine Kostüme selbst, teilweise habe ich tolle Designer an der Hand. Die Wichtigste dabei ist Tomke von Gawinski, sie arbeitet mittlerweile für Hollywood-Filmproduktionen. Doch ab und an nimmt sie sich doch noch Zeit für meine Belange und zaubert mir ein perfekt sitzendes Gewand auf den Leib. Mein Hair- und Make-Up-Styling mache ich für die Shows immer selbst, dafür habe ich einfach die beste Berufsausbildung. Für Shootings gebe ich mich gerne in geschulte Hände von Visagisten, da es immer wieder toll zu sehen ist, was jemand anderes aus einem herausholt.
Inspirieren lasse ich mich durch die Diven vergangener Zeiten und durch meine eigene Kreativität. Die Ideen kommen sehr ungezwungen, sie sind einfach da. Ich würde sagen in meinem Kopf sieht es aus wie in Alice's Wunderland - bunt und verrückt. Da gibt es jede Menge Schubladen mit einer Menge Bilder, die jederzeit abrufbar sind.
eventpeppers: Für welche Veranstaltungen werden Sie als Burlesquetänzerin gebucht und wie lange dauern Ihre Shows?

Mein Gesangsspektrum reicht von Marilyn bis Madonna. Je nach Wunsch kann ich alles performen und auf meine Art interpretieren.

Das Spektrum meiner Buchungen ist ein Großes. Von kleinen, exklusiven Bar-Veranstaltungen, bis hin zu großen, wichtigen Verleihungen der Medienbranche - wie beispielsweise die Verleihung der "Goldenen Kamera" - ist alles dabei. Ich war schon an den witzigsten Orten, ob national oder international, es gibt da keine Grenzen.
Meine Shows sind ungewöhnlich lang für dieses Genre. Normalerweise sind die meisten Burlesqueshows etwa drei bis vier Minuten lang. Ich mag es allerdings, wenn sie so zehn bis 15 Minuten dauern, da ich immer viel zu inszenieren und darzubieten habe.
eventpeppers: Eine große Besonderheit Ihrer Shows ist, dass Sie Gesang und Tanz kombinieren. Wie sieht das aus und welche Songs kommen dabei immer besonders gut an?
Ja, wie zuvor schon kurz erwähnt habe ich mir da ein Alleinstehungsmerkmal erarbeitet. Nicht viele Burlesquekünstlerinnen machen das. Mein Gesangsspektrum reicht von Marilyn bis Madonna. Je nach Wunsch kann ich alles performen und auf meine Art interpretieren. Ich versuche immer etwas Neues zu kreieren und nie nur eine Kopie zu sein, daher ist eine Festlegung auf Songs oder auf ein musikalisches Genre nicht möglich. Von Metal bis Pop ist alles dabei. Dadurch, dass mein Team und ich alles selbst produzieren können, ist die Bandbreite enorm. Viele Wünsche können erfüllt werden - solange der "Belle la Donna"-Touch dabei sein darf, ist alles erlaubt.
eventpeppers: Von wem erhalten Sie mehr positives Feedback - von Männern oder Frauen?
Ich würde tatsächlich sagen, dass die Damen mehr Feedback geben. Die sind nach den Shows immer mega euphorisch und überschütten einen mit Lobgesang - das ist toll! Die Männer sind eher ganz schüchtern, das ist aber auch total okay. Ich genieße es sehr, Begeisterung in den Frauen geweckt zu haben. Denn das ist das Ziel - das Publikum zu erfreuen und die Sterne in den Augen leuchten zu sehen.
eventpeppers: Sie bieten auch Eventmoderationen an. Wie sieht das aus, wenn Sie beispielsweise durch eine Gala führen?
Ja, ich moderiere sehr gerne - das ist nochmal was ganz anderes. Und auch hier versuche ich die Moderation außergewöhnlich zu gestalten, meist ist eine Gesangseinlage oder am Ende eine Burlesqueshow gewünscht. Aber auch das kann absolut individuell auf das Event zugeschnitten werden.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Natürlich immer noch der Beifall des Publikums. Ohne diesen wäre die ganze Kunst und der ganze Ausdruck deiner selbst nur halb so schön.

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Belle La Donna
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